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Montag, 30. Dezember 2013

Berliner Jahre (6): Ich gab mir 1990 die Kugel

Dieses Wochenende konnte man im Wirtschaftsteil der „Süddeutschen Zeitung“ groß lesen, wie Friedhelm Schatz in den letzten zwanzig Jahren das historische Ufa-Gelände mit dem Filmpark Babelsberg in einen Publikumsmagneten verwandelte. Eher dürr blieben die Fakten aus der Zeit vor 1993.
Der „frühere Manager der Münchner Bavaria-Studios“ hätte damals Ende der Achtziger „auf selbständiger Unternehmer im Bereich Entertainment umgesattelt“. 2010 dann: „Schatz schafft aus Berlin die große blaue Kugel heran, in der Sabine Christiansen einst mit Politikern und Prominenten talkte“.
Nun, die blaue Kugel kam nicht erst jetzt von Christiansen zu Schatz, im Grunde war sie lange vorher bereits einmal den umgekehrten Weg gegangen. Zu Westberliner Zeiten hatten ein paar Glücksritter, darunter die Münchner Friedhelm Schatz und – der später durch den „Marienhof“-Sponsoring-Skandal zu Ruhm gekommene – Andreas Schnoor (H+S, Kultur + Werbung) große Hoffnungen auf ihr 360°-Kugelkino „Panorama“ zwischen Zoo und Gedächtniskirche gesetzt. Am 20. Dezember 1989 war Eröffnung – und das erhoffte Geschäft aufgrund des zwischenzeitlich erfolgten Mauerfalls im Grunde schon perdu.
Anfang 1990 stieß ich dazu – frisch meiner damaligen Freundin von München nach Berlin gefolgt. Auch das dem Mauerfall geschuldet. Die gebürtige Berlinerin wollte die historische Zeit vor Ort in ihrer Heimat erleben und nicht aus dem fernen Bayern. Ich zog mit, heuerte als Pressesprecher der blauen Kugel an und ward bald Betriebsleiter von drei Angestellten und 16 Teilzeitkräften. Man könnte auch sagen: Verwalter des Untergangs. Beim Aktionismus der letzten Tage mußte ich als Chef während einer Versteigerung von Filmrequisiten im „Panorama“ offenbar mangels Nachfrage sogar selbst eine Statistenrolle im „Schimanski“ für 50 Mark ersteigern. Die „BZ“ berichtete ergebenst, wenn auch nicht ganz vollständig. Und ich habe natürlich nie mit Götz George gedreht.

Foto: (judith74/flickr)

Sonntag, 18. September 2011

Geleakte Exit-Polls in Berlin?

Nachdem es bei den letzten Landtagswahlen recht still um Twitter-Leaks geblieben war (vielleicht aber auch nur, weil keiner danach gesucht hat), kam es heute bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus wieder recht dick.
Bereits um 16.17 Uhr twitterte der Chefredakteur der „WirtschaftsWoche“, Roland Tichy, seine „nicht gaaanz eigene Prognose“: SPD 30%, CDU 22%, Grüne 18%, Linke 10%, Piraten 8%.
Um 16.50 Uhr kursierte dann via Twitter der Google-Cache-Screenshot einer  – zwischenzeitlich wieder offline genommenen – „B.Z.“-Prognose: SPD 30%, CDU 24%, Piraten 8%.
Gemessen an den deutlich später um 18 Uhr veröffentlichten, auf Auswertungen der Wahlnachfrage bis 17.45 Uhr beruhenden offiziellen Prognosen keine schlechten Voraussagen: SPD (ARD: 29,5 - ZDF: 28,5%). CDU (ARD: 23,5 - ZDF: 23%). Grüne (ARD: 18 - ZDF: 18,5%). Linke (ARD - ZDF: 11,5%). FDP (ARD - ZDF: 2%). Piraten (ARD: 8,5 - ZDF: 9%).
Also doch wieder vor Schließung der Wahllokale geleakte Zahlen aus den Exit-Polls der Forschungsgruppe Wahlen und infratest dimap? Nein, weil doch nicht sein kann, was nicht sein darf. Mit Sicherheit kein Prognosenverrat und damit auch kein Fall für die Landeswahlleiterin, denn wie würde Jörg Schönenborn feststellen: Die zwischen 16 und 17 Uhr kursierenden Zahlen würden ja überhaupt nicht mit den bis 18 Uhr errechneten Zahlen übereinstimmen. Und vor 17 Uhr gäbe es sowieso noch überhaupt keine Prognosen. Oder etwa doch?