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Freitag, 1. Juli 2011

Facebook-Pages deutschsprachiger
Journalisten (Juli 2011)

Heute verläßt Claus Strunz das „Hamburger Abendblatt“, um stattdessen fortan bei der Axel Springer AG als Geschäftsführer den Bereich Fernseh- und Videoproduktionen zu verantworten, und Lars Haider übernimmt stattdessen die Chefredaktion des „Abendblatts“. Aber gilt das auch für die Facebook-Seite oder behält Strunz sie und tauscht dort das Wappen einfach gegen eine Videocam? (Weder Strunz, noch Haider oder der Verlag wollten sich bislang auf schriftliche Anfragen dazu äußern. Updates: Heute gegen 10.25 Uhr schrieb Strunz auf seiner Page: „Diese offizielle Chefredakteurs-Seite macht jetzt Pause.“ Inzwischen hat auch Lars Haider eine etwaige Übernahme der Chefredakteursseite verneint: „Ich bleibe bei meiner herkömmlichen Facebookseite“.)
Bei angestellten Journalisten sind persönliche Facebook-Seiten immer ein Balanceakt. Wem sind sie zuzuordnen, dem Journalisten, seinem Arbeitgeber – und wer füllt sie, der Journalist selbst, seine Mitarbeiter, die Schwurbler aus der Konzernkommunikation?
„Focus“-Chefredakteur Wolfram Weimer hat einen derartigen Balanceakt für seinen Printtitel sogar zu einem raffinierten Ausfallschritt genutzt. Denn während die Titelrechte an „Focus“ für digitale Aktivitäten bei der Tomorrow Focus AG liegen, darf er unter seinem Namen natürlich online präsent sein, und so durch die Hintertür eben auch die Printredaktion aus dem Arabellapark. Und das, ohne Lizenzgebühren nach Steinhausen abführen zu müssen.
Hier nun wie jeden Monatsersten die
Journalisten persönlich zuzuordnenden Facebook-Auftritte samt ihrer aktuellen Followerzahlen. Und eben keine institutionellen Seiten von Redaktionen, Blogs, Sendern oder Verlagshäusern.
Seiten von Kollegen, die ihre Seite offensichtlich selbst betreuen sind gefettet. Pages von Journalisten und anderen Mediengrößen, deren Auftritt offiziell wirkt, aber offensichtlich von Mitarbeitern, dem Arbeitgeber bzw. dem Agenten befüllt wird, sind in normaler Schrift aufgelistet. Inoffizielle, von Fans Angelegte in
kursiv.
Ein paar normale Facebook-Accounts („Personen“) nenne ich ganz unten auch, wenn sie offensichtlich über private Kontakte hinaus der beruflichen Vernetzung dienen, sie bleiben aber außer Wertung.
Neben Namen, Funktion, Medium und – der ständig schwankenden – Anzahl der Follower registriere ich auch gegebenenfalls, unter welchem Rubrum („Person des öffentlichen Lebens“, „Chef“, „Autor“, „Journalist“...) die Seite jeweils eingeordnet wurde.
Veränderungen gegenüber dem Vormonat kann man den Klammern hinter dem Rangplatz und/oder der Followerzahl entnehmen. Für Korrekturen und Neuvorschläge beziehungsweise Hinweise auf fehlende Kollegen bin ich jederzeit dankbar.

  1. Sascha Lobo,  Autor (Spiegel-Online-Kolumnist), gefällt 8.464 Personen (↑, im Vormonat 7.919)
  2. Karim El-Gawhary, Journalist (freier Nahost-Korrespondent), gefällt 6.573 Personen (↑, 5.912 Personen)
  3. Henryk M. Broder (↑, im Vormonat Platz 4), Person des öffentlichen Lebens (Pauschalist „Die Welt“), gefällt 5.718 Personen (↑, 5.622)
  4. Cherno Jobatey (↓, 3), Person des öffentlichen Lebens (Moderator ZDF-Morgenmagazin), gefällt 5.686 Personen (↑, 5.658 Follower)
  5. Franz Josef Wagner (, 6), Unternehmen („Bild“-Kolumnist), „Post von Wagner“ gefällt 4.781  (↑, 4.494), eine weitere Page als Autor 293 (↑, 280) Personen
  6. Armin Wolf (↓, 5), Person des öffentlichen Lebens (Moderator ORF2, 3sat), gefällt 4.656 Personen (↑, 4.490)
  7. Annik Rubens, Journalistin (Podcast „Schlaflos in München“, freie Journalistin), gefällt 3.492 Personen (neu)
  8. Marcel-Reich-Ranicki, Person des öffentlichen Lebens (Literaturkritiker), gefällt 2.812 Personen (↑, 2.789)
  9. Wolfram Weimer, anfangs: Autor, jetzt als: Journalist (Chefredakteur „Focus“), gefällt 2.622 Personen (↑, 2.587)
  10. Marco Schreyl, Person des öffentlichen Lebens (hr1, RTL), gefällt 2.552 Personen (↑, 2.502)
  11. Silke Burmester, Journalistin („taz“-Kolumnistin), gefällt 2.311 Personen (↑, 2.270)
  12. Marietta Slomka, Journalistin („heute-journal“), gefällt 2.310 Personen (↑, 2.231)
  13. Bastian Sick, Autor („Spiegel“-Kolumnist), gefällt 2.100 Personen (↑, 1.994) 
  14. Alice Schwarzer, Autor (Chefredakteurin „Emma“), gefällt 1.920 Personen (↑, 1.689)
  15. Richard Gutjahr, Person des öffentlichen Lebens (Moderator Bayerisches Fernsehen, Kolumnist „Die Abendzeitung“), gefällt 1.820 Personen (↑, 1.671)
  16. Claus Strunz, Journalist (anfangs: Person des öffentlichen Lebens. Scheidender Chefredakteur „Hamburger Abendblatt“, zukünftig Geschäftsführer TV & Video bei Axel Springer), gefällt 1.573 Personen (↑, 1.550)
  17. Oliver Bendt, Journalist (Journalist, Sportkommentator, Moderator), gefällt 1.320 Personen (neu)
  18. Michel Friedman (↓, 17), Person des öffentlichen Lebens (Publizist, Moderator), gefällt 1.226 Personen (↓, 1.227)
  19. Harald Martenstein (↓, 18), Autor (Kolumnist „Die Zeit“, Autor „Der Tagesspiegel“) gefällt 1.191 Personen (↑, 1.112)
  20. Stefan Niggemeier (↓, 19), Webseite (Autor „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“), gefällt 1.074 Personen (↑, 1.009)
  21. Kai Diekmann (↓, 20), Autor (Chefredakteur „Bild“) gefällt 847 Personen (↑, 834)
  22. Claus Kleber (↓, 21), Person des öffentlichen Lebens (Erster Moderator „heute journal“), gefällt 739 Personen (↑, 727) 
  23. Günther Jauch (↓, 7), Person des öffentlichen Lebens (Moderator), gefällt 670 Personen (↓, 3.619 – der große Sturz wäre damit zu erklären, daß die Seite zwischenzeitlich gelöscht und dann neu angelegt worden ist)
  24. Frank Plasberg (↓, 22), Unternehmen („hart, aber fair“), gefällt 698 Personen (↑, 654)
  25. Hubert Burda (↓, 23), Person des öffentlichen Lebens (Hubert Burda Media), gefällt 627 Personen (↑, 605)
  26. Klaus Bardenhagen, Journalist (freier Südostasien-Korrespondent), gefällt 613 Personen (↑, 497)
  27. Ulrike Zeitlinger (, 25), Journalistin (Chefredakteurin „freundin“, „freundin Wellfit“ und „freundinDONNA“ sowie Redaktionsdirektorin „burda style“), gefällt 561 Personen (↑, 522)
  28. Andreas Koller, Journalist (stellvertrender Chefredakteur „Salzburger Nachrichten“), gefällt 426 Personen (neu)
  29. Holger Schmidt, Journalist (Netzökonom „F.A.Z.“, wechselt Ende des Jahres als Chefkorrespondent Internet & Wirtschaft zu „Focus“), gefällt 403 Personen (neu)
  30. Else Buschheuer (↓, 27), Schriftstellerin (freie Journalistin), gefällt 393 Personen (↑, 333)
  31. Tom Buhrow (↓, 28), (Moderator „Tagesthemen“), gefällt 240 Personen (↑, 233) 
  32. Dagmar Bily (, 31), Journalistin (Chefredakteurin „burda style“), gefällt 198 Personen (↑, 161)
  33. Daniel Fiene, Journalist (Antenne Düsseldorf, Was mit Medien, Sendung mit dem Internet, DRadio Wissen Online-Talk), gefällt 186 Personen (neu)
  34. Benjamin von Stuckrad-Barre (↓, 29), Schriftsteller (freier Journalist), gefällt 183 Personen (↑, 164)
  35. Frank Schirrmacher (↓, 30), Autor (Herausgeber „F.A.Z.“), gefällt 178 Personen (↑, 162)
  36. Giovanni di Lorenzo (↓, 24), Person des öffentlichen Lebens (Chefredakteur „Die Zeit“), gefällt 106 Personen (↓, 566 – der große Sturz wäre damit zu erklären, daß die Seite zwischenzeitlich gelöscht und dann neu angelegt worden ist)
  37. Heribert Prantl (↓, 32), Person des öffentlichen Lebens (Mitglied der Chefredaktion „Süddeutsche Zeitung“), gefällt 105 Personen  (↑, 87)
  38. Petra Gerster (↓, 34), Person des öffentlichen Lebens (Studioredakteurin „heute“), gefällt 91 Personen (↑, 60)
  39. Hans Leyendecker (↓, 33), Autor (Ressortleiter Investigative Recherche „Süddeutsche Zeitung“), gefällt 67 Personen (↑, 61)
  40. Helmut Markwort (↓, 35), Interesse (Herausgeber „Focus“), gefällt 53 Personen (↑, 47)
  41. Jürg Vollmer (↓, 36), Journalist (maiak), gefällt 42 Personen (↑, 35)
  42. Robert Iwanetz, Journalist (freier Journalist), gefällt 39 Personen (neu)
  43. Katrin Schuster, Journalistin (freie Journalistin), gefällt 28 Personen (neu)
  44. Dorin Popa (↓, 37), Journalist, gefällt 14 Personen (↑, 13)

Profilseiten (ohne Wertung, in alphabetischer Reihenfolge)

Update: Jessica Kastrop ist jetzt auch dabei, nachdem ihr persönliches Profil die zulässige Gesamtzahl an „Freunden“ ausgeschöpft hat.

Dienstag, 4. Januar 2011

Von der Gefahr, über „Focus“ zu lästern, ohne es zu lesen

Normalerweise lese ich den „Focus“ nicht – wie offensichtlich auch der Medienredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ Harald Staun. Aber anders als Staun schlage ich zumindest in dem Münchner Nachrichtenmagazin nach, bevor ich darüber lästere. „Es ist ja schwer genug, dass wir seit Monaten auf Markworts Focus-Editorial verzichten müssen“, halluzinierte er in seiner Medienkolumne vom Weihnachtswochenende (und daneben, in Niggemeiers „Focus“-Verriß, hieß es in einer Bildunterschrift: „Liest keiner, trotzdem gefährlich“). Der Schuß kann aber auch nach hinten losgehen, denn nicht minder gefährlich ist es, über ein Magazin zu lästern, daß man anscheinend nicht liest, denn – wie ich erst heute während meiner Stippvisite im Gefängnishof sicherheitshalber verifiziert habe – Markworts Tagebuch wird natürlich weiterhin gedruckt und ist nur ein paar Bögen nach hinten ins Debattenressort gewandert.

Freitag, 15. Oktober 2010

Popa pöbelt (1)

285 Seiten von Sascha Lobos Romandebüt „Strohfeuer“ liegen hinter mir. Lobo, der eine Werbeagentur gründete und insolvent ging, schreibt über eben das. Wieso tut man sich das an? Nicht die Lektüre. Warum quält sich jemand wie Lobo über Monate für ein Honorar, das er viel einfacher und vor allem schneller mit seinem Live-Geschwurbel auf Tagungen und in Talkshows verdienen könnte? Nur um gedruckt zu werden?
Das mag für einen Tastenschubser attraktiv scheinen. Aber wieso sind dann Lohnschreiber wie Gorkow, Martenstein, Poschardt nicht davor gefeit, deren Namen eh ständig in der Zeitung stehen? Aus Gier? Bei jährlich über 93.000 Neuerscheinungen deutscher Verlage bleibt es ein Glücksspiel, ausgerechnet mit einem Buch Millionär zu werden. (Für unsere Leser in Unterföhring: Bücher sind nichtperiodische Publikationen mit einem Umfang von 49 Seiten oder mehr – so die UNESCO.)
An der Generation Gold eines Florian Illies oder Axel Hacke wird es kaum liegen, denn bereits lange bevor diese sich mit ihren Plattitüden dumm und dämlich verdient haben, wurden selbst härteste Reporter rührselig, wenn es darum ging, mit dem eigenen Namen einen Schutzumschlag zu schmücken. Ein Haudegen wie Axel Thorer muß natürlich so etwas Merkwürdiges wie Stacheldraht sammeln und in Afrika aus Überzeugung Wilderer abknallen, aber ist es nicht weit skurriler, dass er seinen Kindern ausgerechnet als Schriftsteller in Erinnerung bleiben will? Und ob er sich diesen Traum als Mallorca-Hemingway mit einem „Lexikon der Inselgeheimnisse“ erfüllt hat?
Franz Josef Wagners literarische Jugendsünden („Big Story“, „Das Ding“) werden längst für einen Cent auf Amazon verhökert, aber diesen Sommer opferte er für einen 208 Seiten langen „Brief an Deutschland“ unverdrossen seinen Urlaub.
BILD-Unterhaltungschef Daniel Steil kündigte für die Schreibklausur sogar seinen Job, wechselte aber letztlich nur das Büro mit seinem Nachfolger Gerald Selch, um im Springer-Gebäude an seiner Masterarbeit zu schreiben. Wann die Fleißaufgabe wohl in einem Verlagsprogramm auftaucht?
Karl Lagerfeld wunderte sich einmal über einen Journalisten, „die Cremeschnitte, der vor acht, zehn Jahren einmal mit mir gesprochen hat und jetzt mit einem Buch daherkommt”. Ich wundere mich, wie produktiv manche Kollegen sind. Okay, beim „Playboy“ arbeitet sich niemand tot, da kann Textchef Christian Thiele locker Jahr für Jahr ein Sachbuch raushauen. Und sein ex-Chef Stefan Schmorrte flog aus der Chefetage butterweich auf einen Stapel Buchmanuskripte, mit denen er seitdem hausieren geht.
Aber wie schafft es „Focus“-CvD* Michael Klonovsky (laut Verlagswerbung alles andere als ein Nichtleister, nämlich: „Romanautor, Essayist und Journalist“) neben der wöchentlichen Tretmühle bis zu zwei Bücher jährlich über Puccini, den Ramses-Code, das Radfahren, Lebenswerte und was auch immer auszustoßen? Und diese dann auch noch zu promoten, denn die Literaturagenten und Verlage lieben Journalisten nicht etwa, weil diese besser schrieben, sondern weil sie all ihre Duzbekanntschaften damit nerven, ja auch über ihr Buch zu berichten.
All dieser Aufwand – und wozu? Wieso gibt sich selbst ein Hubert Burda, entschuldigung, Dr. Hubert Burda mit den „lousy pennies“ im Buchhandel ab und finanziert einen Schmöker nach dem anderen über sich, seine Mama und die Wohlklangdimensionen seiner Geisterwelt? Weil sie alle noch dieses Kulturreptilienhirn besitzen, von der Bücherwand mit Goldschnitt und Lederrücken träumen, sich auf alle Zeiten im Pantheon wähnen, sobald sie nur ein Buch verfasst haben. (Auch wenn dieser Büchertempel längst muffig riecht und im Schatten des Internets steht, das dem kleinsten Artikel ewige Aufmerksamkeit schenken kann.)
Noch schlimmer als schriftstellernde Journalisten sind nur Kollegen mit einem Filmprojekt. Meike Winnemuth und Peter Praschl haben das – wie es sich für Edelfedern geziemt – recht elegant gelöst. Ihren Roman „Auf und davon“ verfilmt Christoph Waltz jetzt bei seinem Regiedebüt.

Diese Kolumne erschien in einer hiervon abweichenden Fassung im „Clap-Magazin“ #29 September/Oktober 2010. 
*Damals war Klonovsky noch Chef vom Dienst. Inzwischen wurde er bei „Focus“ zum Leiter des neu geschaffenen Debattenressorts ernannt.

Samstag, 18. September 2010

Focus: Burdas böses Spiel mit der Burka

Diese Woche hat mir die Integrationsdebatte erstmals ein wohlwollendes Lächeln abgenötigt: Denn die Vorstellung, daß Frankreich und Belgien Sandalen, graue Socken und Shorts verböten, weil deutsche Touristen damit die Welt verunstalten, wäre zu schön. Nun kann man mich zurecht fragen, was Touristen überhaupt mit der Integrationsdebatte zu tun haben.
Vielleicht hat Wolfram Weimer eine Antwort darauf, denn diese Woche hat der „Focus“ seine Titelgeschichte zu Sarrazin und Multikulti mit einem Bild des israelischen Fotografen Naftali Hilger aufgemacht. Das Foto illustriert Oswald Metzgers Thesen von einer Bringschuld hier lebender Ausländer für Integration („Das Ende von Multikulti“). Und in der Bildunterschrift schreibt die Redaktion: Unterm Schleier Drei Muslimas bummeln durch die Münchner Fußgängerzone und ziehen Blicke auf sich“.
Der Bildbeschreibung kann man kaum widersprechen. Nur was hat das mit der Integrationsdebatte zu tun? Die Original-Caption der Fotoagentur laif ist da ausführlicher: „Deutschland Muenchen am Stachus (Karlsplatz) Gastronomie Strassencafe Aussengastronomie Passantinnen Frauen verschleiert verschleierte Muslima Cafe Strassenszene Glaube Religion Islam Gesellschaft Sommer Europa 2009; QF; (Bildtechnik sRGB 34.48 MByte vorhanden) Geography / Travel Deutschland Bayern München Bavaria Bayern Deutschland Germany Karlsplatz Menschen Muenchen Munich people Stachus Tourismus Touristen“
Touristen! Was wir sehen, ist „Frau Scheich auf Shoppingtour“ („Süddeutsche Zeitung“), sind reiche Urlauber vom Golf, wie sie jeden Sommer die Münchner Maximilianstraße, Fußgängerzone und auch den Arabellapark unmittelbar vor der Haustür der „Focus“-Redaktion bevölkern und Millionen in die Kassen der Stadt spülen.  Hilger ist sich „nicht 100% sicher, aber sagen wir 90%, dass die Damen aus Dubai kommen.“  Wir sehen eine Burberry-Burka*, eine nicht minder kostspielige Designertasche, ein kostspieliges Seidentuch. Und lesen dazu Metzger gegen „Wirtschaftsflüchtlinge“, „Zuwanderer“, „Sozialtransfers“ und „Sprachverweigerer im Hartz-IV-Bezug“ wettern. Sieht so Weimers Relevanz aus?
Es ist sicherlich kein Zufall, daß das neu gegründete Debattenressort ein paar „Focus“-Seiten weiter statt Fotos lieber eine gezeichnete Optik einsetzt, denn behaupten kann man viel, aber mit Bildern nachhaltig dokumentieren schon weit weniger.

*Update: Von hinten läßt es sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen, aber wahrscheinlich handelt es sich nicht um Burkas, sondern um eine weniger vollständige Verschleierung.

Sonntag, 22. August 2010

Bodycount bei Focus (Update)

Falls ich das Unwort des Jahres zu küren hätte, fiele meine Wahl auf Minder- oder Nichtleister, ein Begriff der mir völlig unbekannt war, bis ich ihn heuer immer öfter vernahm, vor allem da, wo Verlagsleiter und Chefredakteure ihre Köpfe zusammensteckten.
Ich weiß nicht, worüber ich mich mehr aufregen könnte: Die Reduzierung von Mitarbeitern auf individuell wie scheinbar objektiv meßbare Leistung? Die Illusion, journalistische Arbeit überhaupt mit einem Leistungsbegriff messen zu wollen? Oder die Unverschämtheit vieler leitender Manager, in ihren Häuser bis zu einem Drittel und mehr Nichtleister zu wähnen?
Natürlich gibt es fähigere und unfähigere Redakteure. Selbstverständlich gibt es auch immer wieder gute Gründe, sich von jemandem zu trennen. Der dann aber, oh Wunder, durchaus in einer anderen Redaktion plötzlich – ohne jede Hirn- oder Herztransplantation – aufblühen kann. Denn Redaktionen sind ein lebendiger Organismus, bei denen jeder unterschiedlichste Aufgaben erfüllt, und die Leistung im Miteinander entsteht oder eben verhindert wird. Die Chemie muß stimmen.
Machte man ein nur aus Edelfedern bestehendes Magazin auf, flöge einem der Laden noch im ersten Monat um die Ohren. Manche schreiben gut, andere schnell, es gibt Recherchegenies und Leute, die nur unter Druck gut sind – oder eben da nicht. Ich habe Manuskripte renommierter Preisträger gelesen, die sahen aus, als ob sie ein Legastheniker unterwegs in der U-Bahn hingeschmiert hätte. Manche zeichnen sich durch Loyalität aus, andere sorgen fürs richtige Betriebklima. Aber keiner funktioniert wie ein Zahnrädchen und bringt immer volle Leistung. Dazu sind wir einfach zu menschlich – und Blattmacher eben auch auf ihre Art Künstler.
Die natürlich auch finanziert sein wollen, und wer mal das Jubiläumsposter mit den Headshots aller „Focus“-Redakteure in der Arabellastraße gesehen hat und zugleich die immer dünner werdenden Verkaufszahlen und Anzeigenumfänge, der ahnte, daß sich da eine immer größer werdende Schere auftat. Die Redaktion hatte Übergewicht. Das konnte nur so lange gut gehen, wie der „Erste Journalist“ im Haus fürs Gegengewicht sorgte.
Doch auch im Jahr von Helmut Markworts Abschied verzichtete man auf ein überfälliges Kettensägemassaker und offerierte stattdessen 280 von 320 Mitarbeitern ein Abfindungsangebot, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. „Für Mitarbeiter zwischen 40 und 60 Lebensjahren soll es einen Sockelbetrag von 15.000 Euro geben, alle übrigen Mitarbeiter erhalten 7.500 Euro. Die Betriebszugehörigkeit spielt eine Rolle, sowie ein Multiplikator von 0,75 auf ein Monatsgehalt“, berichtete die „SZ“.
Summa summarum wohl bis zu 100.000 – noch zu versteuernde – Euro für jeden, der bis 31. Juli von sich aus unterschrieb, zuzüglich einer „Turbo-Prämie“ von 3,5 Monatsgehältern für alle, die bis zum 30. Juni zuschlugen. Thomas Knüwer ist meines Wissens der einzige Kollege, der das für „großzügig“ hält. „Focus“-Betriebsratsvorsitzende Gisela Haberer-Faye wertete das Angebot gegenüber dem „BJVreport“ zurückhaltender: „Es ist kein goldener Handschlag, aber auch kein Fußtritt. Es ist okay.“
Oder um den „Focus“ zu zitieren: „Da die Summen aber in aller Regel nicht für ein sorgenfreies Leben ohne Arbeit ausreichen, müssen Arbeitnehmer sehr genau kalkulieren, ob die Annahme der Abfindung den Verlust des Arbeitsplatzes aufwiegt. So sind Abfindungen in jedem Fall steuerpflichtig. Zudem drohen Sperren beim Arbeitslosengeld. Wer nicht nahtlos zu einem anderen Arbeitgeber wechseln kann, muss einen Teil seiner Abfindung bereits für den Lebensunterhalt während der Arbeitslosigkeit einplanen.“
Niemanden außerhalb der Geschäfts- und Redaktionsleitung dürfte aber überrascht haben, daß keinesfalls die Underdogs nach diesem Knochen schnappten, sondern gerade Entscheidertypen zuschlugen, eben die Mitarbeiter, die genug Selbstbewußtsein, Energie und Perspektiven besitzen, um das Handgeld mitzunehmen.  
„Ich frage mich, ob es jetzt für oder nicht doch eher gegen mich spricht, daß ich bleibe“, hört man dann schon im Redaktionsflur. Wer nun tatsächlich das Haus verläßt, wird von den Burda-Schwurblern nicht kommuniziert, und bislang sind auch nur wenige Namen durchgesickert. Also versuche ich mich mal als Kreml-Astrologe.
Wer den morgen erscheinenden „Focus“ 34/10 auf Seite 70 aufschlägt, wird feststellen, daß eine ganze Reihe altbekannter Namen im Impressum fehlen, wie etwa Carolin Rottländer, die für die Markenkommunikation verantwortlich zeichnete. Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich die aus dem Impressum Getilgten für Abgänger halte.
Unter Berücksichtigung der verschiedenen Quellen verlassen offenbar folgende 24 29 Mitarbeiter die „Focus“-Gruppe, wobei ich für Korrekturen und Ergänzungen dankbar bin. Schließlich sollen es insgesamt 60 sein. Die Liste wird laufend aktualisiert.
  1. Wolfgang Bauer, Reportage/Brennpunkt (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  2. Bettina Bäumlisberger, Deutsche Politik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  3. Katja Nele Bode-Mylonas, Modernes Leben (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  4. Barbara Esser, Deutschland-Ressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  5. Frank Gerbert, Modernes Leben (fehlt im Impressum vom 23. August 2010,  „werben & verkaufen“) )
  6. Ulf Hannemann,  Forschung & Technik/Medizin (update; UlfHannemann.com)
  7. Udo Herzog, Bildtechnik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010) 
  8. Michael Hilbig, Redaktionsleiter Focus Bayern (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
  9. Kerstin Holzer, Modernes Leben (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  10. Claudia Jacobs, stellvertretende Chefredakteurin „Focus Schule“ – obwohl das Abfindungsangebot laut „Horizont“  gar nicht für „Focus Schule“ galt (Quelle: „text intern“)
  11. Andrea Kaufmann, Dokumentation/Schlußredaktion (fehlt im Impressum vom 23. August 2010) 
  12. Martin Kunz, Ressortleitung Forschung & Technik (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
  13. Björn Maier, Titelgrafik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010) 
  14. Uli Martin, Leiter Medienressort (Quelle: „Hamburger Abendblatt“)
  15. Caroline Mascher, Auslandsressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)  
  16. Stefanie Menzel, Focus-Daten (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  17. Herbert Reinke-Nobbe, Deutschland-Ressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  18. Carolin Rottländer, Leiterin Markenkommunikation (fehlt im Impressum vom 23. August 2010) 
  19. Marika Schärtl, Modernes Leben (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
  20. Tina Schettler, Grafik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  21. Rainer Schmitz, Kultur/Wissenschaft (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  22. Eric Schütz, Chef der Grafik und Atelierleiter (update; Quelle: „werben & verkaufen“)
  23. Werner Siefer, Forschung & Technik/Medizin (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  24. Christoph Sieverding, Leiter der Info-Grafik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  25. Christian Sturm, Deutschland-Ressort (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  26. Cornelia Tiller, Pressesprecherin (laut „Kontakter“ via turi2 und Pressemitteilung)
  27. Claudia Voltz, Marketing Managerin Bildung (Quelle: Kress)
  28. Andreas Wenderoth, Reportage/Brennpunkt (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
  29. Thomas Wiegold, Parlamentsredaktion (Quelle: Indiskretion Ehrensache)
  30. Sandra Zistl, Deutsche Politik (fehlt im Impressum vom 23. August 2010)
Updates/manuelle Trackbacks:
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Samstag, 17. Juli 2010

Agora (1): Jochen Wegners 23 Thesen zur Zukunft der Medien

Anläßlich der Tagung „Umbrüche in der Medienlandschaft“ in der Akademie für politische Bildung Tutzing hat Jochen Wegner gestern (update: eigentlich „unter Ausschluß der Öffentlichkeit“, so Wegner am 15. Oktober auf den Münchner Medientagen) nicht nur diesen Screenshot des zukünftigen Focus-Online-Looks präsentiert (Transformation!), sondern auch „23 Thesen zur Zukunft der Medien“ (Thesen wortwörtlich, die ihnen nachgestellten Erläuterungen in Klammern aus dem Gedächtnis nacherzählt, wobei ich sie laufend update, wenn ich mich wieder an neue Details erinnere. Auf den Medientagen München 2010 hat Jochen Wegner diesen Vortrag im Contentgipfel wiederholt. Ein Videomitschnitt davon steht online – leider ohne Deep Link, nach Contentgipfel suchen. Was mit Medien hat einige von Wegners Anmerkungen dort notiert):
  1. Journalistische Qualität ist keine Frage des Substrats. (z.B. Print, Radio, Fernsehen, Online)
  2. Journalistische Qualität ist eine Frage der Ressourcen.
  3. Die Reichweite vieler digitaler Töchter übertrifft bald die der analogen Mütter. 
  4. Die Erlöse digital:analog verhalten sich wie 1:10. (Focus Online z.B. verdient ein Zehntel von dem, was die Printredaktion erlöst. International hat Wegner bei anderen Redaktionen ähnliche Zahlenverhältnisse recherchiert.)
  5. Das Internet hat keinen Geburtsfehler.
  6. Das Kernprinzip des Internet ist Effizienz.
  7. Die freie Presse ist nicht gottgegeben. (Sie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern man muß darum, dafür kämpfen.)
  8. Journalisten müssen Unternehmer werden.
  9. Der Artikel wird zum Geschäftsmodell – und darf es keinesfalls werden. (z.B. Publishing-Sites wie ehow.com, aber auch sonst durch die Verknüpfung mit Google Ads. Das funktioniert hervorragend bei Service-Artikeln, aber wer will in Zusammenhang mit Kriegsberichten aus Afghanistan werben?)
  10. Nur originäre Inhalte haben eine Zukunft.
  11. (Bislang extreme Redundanz. Bei der Arbeit an nachrichten.de ist Wegner aufgefallen, wie hunderte deutschsprachiger Anbieter, darunter auch namhafte Redaktionen, oft identische Agenturtexte online stellen.)
  12. Die neue Ökonomie der Medien gleicht der Ökologie des Regenwalds. (Prächtig gedeihen die Baumriesen und das – teils parasitäre – Kleingewächs am Boden. Wie im Regenwald stirbt aber der Mittelbau in den Medien aus. Das Dumme ist nur, daß dort die meisten Journalisten arbeiten.)
  13. Zeit, Ort und Substrat verlieren ihre Bedeutung. (Ob man z.B. die Tagesschau um 20 Uhr live im Fernsehen, zeitversetzt am Rechner oder auf dem Handy erlebt, ob man eine Serienepisode im Fernsehen, als VoD oder auf DVD anschaut, spielt immer weniger eine Rolle. Ausnahmen sind Fernsehübertragungen mit Eventcharakter wie der „Tatort“ oder Fußballspiele.)
  14. Niemand braucht Print, Radio und TV.
  15. Neue Medien verhalten sich parasitär. (Bei den Medientagen München 2010 ergänzte Jochen diese These durch die Feststellung: „Onlinetöchter sind Parasiten der Printprodukte“. Jetzt, wo er Focus Online verläßt, dürfe er das ja sagen.)
  16. Print, Radio und TV werden noch lange leben. (Rieplsches Gesetz)
  17. Parasitismus ist kompliziert. 
  18. Es entstehen permanent neue Medien...
  19. ...mit völlig neuen Metaphern.
  20. ...und neue Formen der Monetarisierung.
  21. Ein Ökosystem digitaler Magazine entsteht...
  22. Viele Mittelsmänner werden ausgeschaltet. (z.B. Kiosk, Zeitungsausträger)
  23. Die digitalen Medien haben längst nicht zu sich gefunden...
  24. ...und werden noch sehr oft transformiert. 
Update: Carta mit Kommentaren dazu

Dienstag, 22. Juni 2010

Karl Lagerfeld über „Focus“, den „Spiegel“, Angela Merkel und die Präsidentschaftswahl

Die heutige „Libération“ entstand unter der Chefredaktion Karl Lagerfelds, und bei der Blattkritik ließ er sich (auf französisch) auch zu deutschen Themen aus wie dem Wettstreit der Nachrichtenmagazine, der Bundeskanzlerin oder den Kandidaten fürs Amt des Bundespräsidenten (siehe Video unten). „Focus“ wäre so erfolgreich gewesen, weil es das Internet vorweg nahm. Jetzt gibt's dafür genug Alternativen online. Der „Spiegel“ hätte daher in dieser Zeit richtigerweise auf gute Schreibe, auf Autorennamen gesetzt und damit Oberhand gewonnen. Und Angela Merkels Stärke läge nicht gerade im Rednerischen...




Karl Lagerfeld, rédac'chef de Libé
Hochgeladen von liberation. - Kunst und Animation Videos.

Sonntag, 24. Januar 2010

Der neue FOCUS: Alter Wein in bunten Schläuchen

Ein gemeinsames „Tagebuch der Chefredakteure“ von Helmut Markwort und Uli Baur zum Einstieg (nach dem Inhaltsverzeichnis und Foto der Woche)? Bevor man auch nur über den aparten Gedanken sinniert, daß sie dann im Laufe des Jahres vielleicht einen flotten Editorial-Dreier mit Wolfram Weimer schöben, platzt die Illusion: Auch das Doppeleditorial bleibt ein One-Night-Stand, eine Ausnahme zum 17. Geburtstag und zur lang erwarteten Rundumerneuerung des „modernen Nachrichtenmagazins“.
Der neue „Focus“ also, seit Monaten beherrschendes Thema im Arabellapark und in den Medienredaktionen, die längst überfällige Neuordnung im Reich des „ersten Journalisten“, der verzweifelte Versuch, ein vormals stattliches Erbe in geordneten Verhältnissen zu übergeben. Uli Bauer hatte neulich bereits dementiert, daß es sich um einen Relaunch handle, Helmut Markwort schreibt nun im Editorial von einer Renovierung, Rebrush träfe es auch ganz gut. Für mich, als nur gelegentlichen „Focus“-Durchblätterer ist kaum ein Unterschied zu erkennen.
Die ironiefreie und jeglichen Diskurses scheinbar unwillige, wenn nicht sogar unfähige Redaktion bleibt ein Reich der Textmarker-Generation, nun auch zusätzlich in der neuen Rubrik „Dechiffriert“, in der einige Aussagen Guido Westerwelles FDP-gelb angemarkert und in Randnotizen erläutert werden.
Das gestern von Jochen Wegner bereits via Twitter verbreitete Inhaltsverzeichnis zeigt, wo es im Erscheinungsbild hingeht. Großzügigere Optik, weniger Freisteller, mehr abfallende Bilder, wie auch das mutig angeschnittene Titelbild des US-Notenbank-Chefs Ben Bernanke andeutet. (Und da der „Spiegel“ seiner morgigen Ausgabe eine DVD über Amerikas Kriege in Korea, Vietnam, Irak und Afghanistan beilegt, steht wohl auch schon fest, wer diese Woche am Kiosk mehr verkaufen wird.)
Der Textanteil escheint mir nicht größer, wenn Artikel großzügiger daher kommen, dann eben aufgrund der opulenteren Optik, während die Inhalte, nun ja... Googles Marissa Mayer seitenlang als „It-Girl der IT-Szene“ zu feiern, ist zwar ein netter Willkommensgruß zum DLD, aber bereits im letzten Jahrhundert selbst von Frauenzeitschriften schon durchexerziert worden.
Und während die Kolleginnen ein Haus weiter unter dem Motto „freundin tut es“ früher erzählten, wie sich Redakteurinnen auf ein neues Gebiet wagten, heißt die Rubrik bei „Focus“ nun „Selbstversuch“. Zum Auftakt verrät Gregor Dolak, wie er sich als Dirigent der Jungen Sinfonie Berlin versucht hat, und gerade bei dem Thema hätte man sich ein paar reportagige Fotos statt eines Symbolbildes gewünscht.
Apple das zweite Titelthema zu widmen, obwohl man ebenso wenig wie die anderen Redaktionen über das iPad, iSlate – oder was auch immer Steve Jobs nun am Mittwoch präsentieren wird, weiß, ist letztlich auch nicht viel mehr als über fünf Druckseiten verwirbelte heiße Luft.
Ein „Brennpunkt“ (heißt wirklich so!) zum Thema Erdbeben, die Tabelle mit einer Kosten- und Leistungsübersicht von 161 gesetzlichen Krankenkassen, der Promi-Fragebogen auf der letzten Seite, die als redaktioneller Beitrag getarnte Anzeige für HP Drucker, nichts, was einem irgendwie neu oder auch nur aufgepeppt vorkäme.
Immerhin hat man – wie von Kai-Hinrich Renner gestern bereits gemeldet – jetzt die ansonsten unverändert weiter bestehende Hefteinteilung um ein Medizin-Ressort ergänzt. Und investigativ kann die gut besetzte Redaktion immer noch durchaus trumpfen: Pünktlich zur Verleihung des Lifetime Achievement Awards der History Makers in New York an Guido Knopp zählt „Focus“ Merkwürdigkeiten bei Knopps Nebeneinnahmen und Dienstreisen auf.

Updates:
DWDL-Blattkritik, kress-Check, Meedia-Check, Print würgt, Sebastian Essers ausführliche Blattanalyse in V.i.S.d.P. (pdf-Download)

Dienstag, 8. Juli 2008

Focus doch nicht so zweinullig
(mit Updates!)

Ex-Milchstraßen-Midas Dirk Manthey macht zur Zeit mit seinem nächste Woche startenden Branchendienst Meedia.de eine ziemliche Welle. Und bislang dachte ich, daß dies von Hamburg aus geschieht, „in der alten Piano-Fabrik am Schulterblatt“, wie der gewöhnlich gut informierte Thomas Knüwer nicht nur schreibt, sondern auch mit Bildern belegt. Doch dann las ich heute morgen bei Focus Online, Peter Turi würde „der Berliner Redaktion ein enormes Potenzial“ prophezeien. Also was nun, Hamburg oder Berlin? Vom gestrigen Media Coffee noch ganz aufgepeitscht und überzeugt, in dieser modernen Medienwelt nicht mehr nur Empfänger zu sein, sondern mit den Focus-Onlinern kommunizieren zu können, frug ich dann eben über deren Kommentarfunktion an, was denn nun richtig sei, Berlin oder Hamburg. Und bekam umgehend die Abfuhr: „Ihr Beitrag: Berlin - oder doch hamburg? In der Berliner Redaktion? Sitzt sie nicht am Schulterblatt in Hamburg? wurde von uns nach Prüfung durch einen Administrator nicht veröffentlicht.“ Und d Den Fehler haben Jochen Wegner seine Mannen auch noch nicht inzwischen korrigiert...

Updates: Um 10.19 Uhr hat jemand bei Technorati nach „Jochen Wegner“ gesucht und von dort auf diesen Beitrag geklickt.

Um 10.20 Uhr (oder früher) hat Focus Online den Beitrag korrigiert, aus der Berliner eine Hamburger Redaktion gemacht, aber vergessen, den Berlin-Tag in Hamburg umzuändern.

Ebenfalls um 10.20 Uhr erreicht mich diese Mail:
„Sehr geehrter User,
in der Flut der Kommentare, die uns täglich erreichen lassen sich vereinzelte Fehlentscheidungen leider nicht immer vermeiden. Ihr Kommentar wurde fälschlicherweise nicht als Hinweis an die Redaktion verstanden.
Nachträglich wurde er nun an den zuständigen Redakteuer weitergeleitet.
Vielen Dank für Ihren Hinweis und freundliche Grüße
Die Community-Redaktion“

Hm, also habe ich nicht gegen die Netiquette verstoßen, sondern Focus veröffentlicht grundsätzlich keine Kommentare, die der Redaktion Hinweise geben?

Um 11.44 Uhr hat Focus Online meinen Kommentar doch noch freigeschaltet.

Donnerstag, 20. März 2008

Horny Holidays

Wie heißt die Leiterin des Reiseressorts bei Focus Online? Tinga Horny. Und worüber schreibt sie? Über Sextoys im Hotel The Vincent (Motto: „Space to sleep, to work, and play“). Nomen est omen. (Danke für den Tip, Blog Queen!)

Mittwoch, 5. März 2008

Focus Online und die Blogosphäre

„Wir diskutieren immer mal wieder, wie es mit unseren Blogs weitergeht“, erzählt Jochen Wegner, Chefredakteur von Focus Online, in einem fünf Seiten langen, lesenswerten Gespräch mit Matthias Daniel in der März-Ausgabe des „journalist“. Denn Focus Online habe sich „seit Einführung der Blogs weiterentwickelt. Wenn Sie so wollen, ist heute der komplette Auftritt – gemessen an den Features, nicht an den redaktionellen Abläufen – auf dem Weg zum Blog. Das ganze System basiert auf einer Kultur des sich Aufeinanderbeziehens, der freien Meinungsäußerung; wir haben uns viele neue Funktionen von der Blogosphäre abgeschaut: User-Kommentare, Tagging, eine immer komplexere Architektur von Feeds, Trackbacks. Ich bin mir deshalb nicht sicher, wie viele klassische Blogs wir in Zukunft unter der Marke Focus Online noch eröffnen werden. (...) Auf der anderen Seite werden wir immer mehr assoziierte Websites lose an uns binden, um ihren eigenen Charakter bewahren und dennoch Inhalte, Traffic und Vermarktung mit ihnen teilen zu können. Das Wissenschafts-Blognetzwerk scienceblogs.de ist so ein Beispiel, oder die Berg-Website monte-welt.de. Gehen Sie davon aus, dass wir in diesem Jahr weitere Plattformen in unser Netzwerk holen werden.“

Update: Offizielles zur Zusammenarbeit mit Monte.

Montag, 23. Juli 2007

Focus Online 2.Rad

Zur Individualisierung der Focus Online Nachrichten kommt auch die Stärkung des Individualverkehrs. Da die bislang in München-Sibirien, sprich: in der Steinhauser Straße ausgelagerten Onliner verstärkt im Mutterschiff Arabellapark anwesend sein und an den Redaktionssitzungen der Print-Redaktion teilnehmen sollen, wurden zwei rote Dienstfahrräder angeschafft, um die Pendelei zwischen den beiden Standorten zu erleichtern.