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Mittwoch, 2. Dezember 2009

Profit muß nicht immer journalistischen Inhalten zu verdanken sein

Letzte Woche provozierte Ex-Kollege Thomas Knüwer mit dem Statement, Verlage könnten im Internet durchaus Geld verdienen – und zwar so wie bisher. So sehr mich jede optimistische Aussage in dem Zusammenhang freut, wollte ich doch den einen oder anderen ergänzenden, vielleicht sogar leicht widersprechenden Gedanken notieren.
Vorab: Knüwer war einmal Journalist und profitiert natürlich im Aufmerksamkeitspegel noch immer davon, ist aber inzwischen keineswegs mehr objektiver Beobachter, sondern Unternehmensberater. Kurzum: Es ist in seinem wirtschaftlichen Interesse, das Internet schön zu reden, denn schließlich will er die Braut seinen Auftraggebern verschachern.
Nun behauptet er nicht einfach bloß, die Braut sei begehrenswert, er belegt das auch mit Gewinnmeldungen aus dem Bundesanzeiger.
Nun sind Gewinne redaktionell tätiger Unternehmen nicht – wie von Knüwer unterstellt – unbedingt gleichzusetzen mit Erlösen aus redaktionellen Inhalten. Bekanntestes Beispiel: Die „Süddeutsche Zeitung“, die schon längst dicht gemacht hätte, wenn sie nicht den äußert erfolgreichen Handel mit Büchern, CDs, DVDs und beispielsweise Wein gewagt hätte. Deswegen ist die „Süddeutsche“ journalistisch kein bißchen schlechter, aber der rettende Profit kam aus fachfremden Aktivitäten.
Vergleichbares wäre auch bei der von Knüwer erwähnten RP-Online zu hinterfragen, der Web-Tochter der „Rheinischen Post“. Knüwer bilanziert einen Jahresüberschuss von rund 110.000 Euro und einen Gewinnvortrag von 257.685,89 Euro. Nun ist der Geschäftszweck von RP-Online nicht ausschließlich, die Zeitung ins Netz zu bringen, sondern „neue Geschäftsfelder“ aufzubauen, was beispielsweise Shoptätigkeiten oder einen Konzertkartenverkauf umfaßt. Besonders erfolgreich war RP-Online mit dem Verkauf der Wappen von Düsseldorf und anderen Städten als Handylogo. Wenn das redaktionelle Inhalte sind, könnte man auch Jamba in den Verlegerverband aufnehmen.
Ein Verleger, Peter Esser vom Mittelbayerischen Verlag, gab Knüwer gegenüber auch zu bedenken, daß die eine oder andere Bilanz geschönt sein könnte, woraufhin Knüwer, immerhin mal Mitarbeiter eines führenden Wirtschaftsblattes, entgegnet: „Warum aber sollten Verlagstöchter sich in diesem Fall reich rechnen?“ und es rundum ausschließt.
Nun ist das Verschieben von Gewinnen liebstes Hobby aller Konzerne, weil jeder Manager lieber nur lukrative Unternehmensbereiche hat, als das eine oder andere schwarze Schaf im Hause. Insofern sind Gewinne das Papier nicht wert, auf dem sie stehen, so lange die Herkunft der Einnahmen nicht aufgeschlüsselt wird.
Zwei Beispiele: Den DLD, Burdas kostspieliges Webfestival, konnte man auch schönrechnen, indem alle beteiligten Burda-Unternehmen den Event sponsern oder für die Teilnahme Eintritt abdrücken durften. Und als die neon.de-Redaktion sich einmal schwarzer Zahlen brüstete, klickte ich mich durch: Die einzigen Online-Anzeigen, die ich entdecken konnte, stammten von anderen Firmen aus dem Hause Gruner + Jahr.
Natürlich wünschte ich mir, daß Knüwer, die Berufsjugendlichen von neon.de & Co recht hätten, aber dazu müssen die validen Zahlen und Zusammenhänge erst noch einmal präsentiert werden.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Die Kindergartenposse der DJV-Konvertiten

Zum Twittern leider zu lang, daher eben als knappe Gedankenspielerei im Blog: Wie jede Organisation hat sicherlich auch der Deutsche Journalisten-Verband seine Macken und Tücken, weit davon entfernt ein weißer Ritter in strahlend-blitzender Rüstung zu sein. Aber wenn es um Zensurmaßnahmen, miese Arbeitsbedingungen oder Knebelverträge für Fotografen ging, war der Verband durchaus ein starker Partner. Daß sie in Sachen online manchmal etwas unbedarft sind, daß die ganze Aufregung um Michael Konkens Statement berechtigt ist, geschenkt!
Aber bei dem ganzen Genöle von Stalinorgel-Knüwer oder hamburg.de-Schorschi fällt mir nur ein, daß die Ausrichtung des DJV auf Print und Rundfunk vielleicht auch damit zusammenhängt, daß in Deutschland – wie fast überall – der Journalismus nun mal auf Print und Rundfunk fußt. Mir fiele auf Anhieb kein journalistisches Online-Angebot ein, daß ohne die personellen, organisatorischen und finanziellen Ressourcen seiner Print-, Fernseh- oder Radiokollegen lebensfähig wäre.
Deshalb bettelt ja auch ein Georg Konjovic darum, ihm Bilder kostenlos für seine Axel-Springer-Klitsche zu überlassen. Auch wenn er wie all die anderen Blogger, Twitterer & Co davon träumt, daß der Schwanz mit dem Hund wedelt. Online ist sicherlich ein wachsender Bereich, dem der DJV nicht genügend Aufmerksamkeit einräumt. Aber andererseits ist es schließlich auch ein Berufsverband, wo jeder von uns die Möglichkeit hätte, entsprechendes aufzubauen.
Wenn man daran gehindert wird, wenn sich die Mehrheit der Old-Media-Kollegen wirklich im Verband dagegen wehren würden, wäre es vielleicht an der Zeit, über eine Gegenorganisation nachzudenken – aber bis auf Thomas Mrazek gebärden sich doch die viele DJV-Mitglieder aus dem Online-Bereich bestenfalls wie Renegaten. Oder noch bockiger: Denn nur wegen des Geschwurbels eines Ewiggestrigen mit Austritt und Neugründung zu drohen ist so reif wie das Geschrei eines 4-Jährigen, dem die Erzieherin Unrecht antat. Und unter uns gesagt: Ein Verband der Onlinejournalisten à la Knüwer, Don Alphonso, Johnny Häusler, Peitschen-Borchert & Co wäre doch die Vorhölle auf Erden.

Updates: Wenn sich Georg Konjovic als „Contentproduzent“ versteht, ist er in einem Journalistenverband eh fehl am Platz.

Statement
des DJV zu Björn Sievers' offenem Brief.

Daniel Fienes Interview mit Ulrike Kaiser, stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbands, zum Thema.

Warum Andreas Streim bei aller Kritik dem DJV die Treue hält.

Donnerstag, 12. April 2007

re:publica: Gesichtskontrolle

Im Paparazzi-Memo bin ich so la-la. Natürlich kenne ich die ganzen Glitzerati aus der Klatschpresse, aber wenn ich den Promis dann in freier Wildbahn oder vielmehr in den Naturschutzgebieten der In-Clubs, Szene-Bars, Filmpremieren und Münchner Biergärten begegne, erkenne ich sie nicht unbedingt wieder. Und das liegt nicht daran, daß sie mit einer durchschnittlichen Körpergröße von unter 1 Meter 75 unterhalb meines Radars schweben würden. In Fleisch und Blut sehen sie nun mal anders aus, aber vor allem sehe ich sie anders an. Nicht wie ein in der „Bunten“ oder „Gala“ aufgespießtes Sammlerstück, sondern als Mensch.

Angesichts dieser Menschen im first life steht meine Wahrnehmung unter zwei sich scheinbar widersprechenden Prämissen: Ich sehe nicht eine 1 Meter 74 große Brünette mit blauen Augen und eindrucksvoller Figur, sondern ein kleines erotisches Kraftpaket, das mich in seinen Bann zieht, vom dem ich aber später kaum spontan sagen könnte, welche Haar- oder Augenfarbe es nun gehabt hätte. Jetzt werden einige aufstöhnen, Mann, der Popa denkt nur an Sex. Ich nenne es eher Seele, Aura... Bei Männern drückt es sich meist im Nachhinein so aus, daß ich erzähle, sie wären so groß wie ich gewesen, obwohl sie drei Köpfe kleiner waren. Aber im persönlichen Gespräch wirkten sie einfach so stark und überzeugend...

Andererseits bin ich recht oberflächlich. Mein Auswahlkriterium für Frauen umschreibe ich immer mit der Fähigkeit, am Türsteher im P1 vorbeizukommen. Nicht, daß ich nur P1-Mäuse date, ganz im Gegenteil, fast alle meine Freundinnen haben den Schuppen gehaßt. Aber eine Frau sollte doch so attraktiv, stylish oder selbstbewußt sein, daß sie weder die wartende Menge, noch der Türsteher aufhalten.

Entsprechend ignorant kann ich mich Menschen gegenüber verhalten, die oder deren Ausstrahlung mich nicht reizt. Das führt dazu, daß ich auf Konferenzen wie ein kleiner Soziopath kaum kommuniziere. Das war auf der Genfer Lift so, wird genau so auch übernächsten Monat in Berlin sein, wenn Microsoft seine Webkonferenz Mix zum ersten Mal nach Deutschland importiert und ist gerade auf der re:publica der Fall.

Die Panels sind hochspannend und für mich Neueinsteiger wie ein Crashkurs in Webtechnik. Die Konferenz ist angenehm hierarchiefrei organisiert und inszeniert. Aber mein Interesse, Leute kennenzulernen, für die das Internet so wichtig wie „fließend warmes Wasser“ ist oder gar überlebensnotwendig wie „Sauerstoff“, hält sich in Grenzen. Denn ich will ganz ehrlich sein: Ich liebe das Netz, ich lebe seit über einem Jahr davon und ich zeige in meinem Onlineverhalten sicherlich Suchtsymptome. Aber wenn es von heute auf morgen abgeschafft werden müßte, würde ich es nicht missen, meine Sonntage wieder in der Bibliothek des Deutschen Museum verbringen, auf der Schreibmaschine freche Artikel tippen und mit Marc täglich drei Cafésitzungen abhalten, statt mich mit ihm über die Kommentarfunktionen unserer und fremder Blogs auszutauschen.

Interessensverwandte treffe ich dann eher abseits der Bloggermassen bei Monsieur Vuong, im 103 oder im Magnet Mitte, obwohl im letzteren gestern abend nur Bayerndeppen zu sein schienen, was meiner Freude über das Ergebnis keinen Abbruch tat.

Doch zurück zur re:publica: Quatschen will ich nicht unbedingt, aber gucken, gucken tue ich gern, weil es ganz spannend sein kann, zu erleben, wie der eine oder andere Blogger tatsächlich aussieht bzw. – siehe oben – auf mich wirkt: Thomas Knüwer wie nicht anders zu erwarten ein 1 Meter 95 großes Nichts. Don Dahlmann ein gemütlich-charmanter Brummpa, der vor den Gefahren alkoholisierten Bloggens warnt („Wenn ich getrunken habe, bleibt mein Computer ausgeschaltet.“). Julia Seeliger ein knackiger erotischer Knallfrosch, der nur mal wieder beweist, wie wenig Blogbilder und Flickrfotos jemandem gerecht werden. Und Johnny Häusler einer jener Asphaltmönche, dieser wiedergeborenen Macher, die auf mich immer so wirken, als ob sie sich irgendwann einmal am eigenen Schopf aus dem Alternativ-, Drogen- und/oder Rock-'n'-Roll-Sumpf gezogen hätten, um dann kahlgeschoren den Egotrip des Kleinunternehmers zu beschreiten. Aber vielleicht habe ich mich beim Blogger-Memo auch einfach nur vergriffen und die Net-Pix den falschen Konferenzwirblern zugeordnet...