Freitag, 8. Juni 2007

Blog en Vogue

Wer mit Namen wie Zac Posen oder Lapo Elkann etwas anzufangen weiß, dürfte seit dieser Woche eine neue Adresse in seiner Blogroll haben: Condé Nasts Style.com, als Joint-venture von „W“ und der US-„Vogue“ ein Big Player unter den Frauenportalen, verfügt mit style file nun auch über einen Blog. „The latest fashion news from around the world“ sind Gerüchte über Calvin Kleins Einstieg ins Hotelgewerbe, die Anpreisung neonfarbenen Nagellacks und ein Hinweis auf die Kultband Arckid, deren Debütvideo Joaquin Phoenix inszeniert hat. Was die Band in einem Modeblog zu suchen hat? Sie tragen Hugo Boss! Der sonst so vielen Modeblogs zueigene Stilmix aus Witz, Charme und Verspieltheit muß wohl erst noch gefunden werden.

Fahrrattac

Die Leopoldstraße ist schon im Alltag zur Saufmeile verkommen, und ganz besonders schlimm ist es, wenn der Boulevard der Alkoholdämmerung für diverse Straßenfeste gesperrt ist wie dieses Wochenende beim Streetlife-Festival. Das dient zwar auch der nachhaltigen Aufklärung in Sachen Umweltschutz, wird aber den Charme von Nackensteaks und Instant-Caipis ausstrahlen. Aber wenn Attac München zur G8-Radldemo aufruft, werde ich meine griesgrämige Verweigerungshaltung vergessen und mich der Sternfahrt zum Siegestor anschließen. So eine rollende Kundgebung hat einen großen Vorteil: Bei meiner letzten Fahrraddemo waren statt Robocop-artig verhüllter Spezialkräfte nur leicht bekleidete knackige Fahrradpolizisten zugegen.

Feldjäger und Agents Provocateurs im G8-Einsatz

Aus zwei sehr entgegengesetzten Quellen kamen heute die zwei interessantesten, weil eigenartigsten Meldungen von der Belagerung des G8-Gipfels. Die Videoaktivsten von G8-TV stöberten Spähpanzer mit Feldjägern auf, von denen einer sich sogar vor laufender Kamera merkwürdigerweise als Hilfstruppe der Polizei outet. Und die „Welt“ berichtet von „fünf schwarz Gekleideten“, die „aufgrund ihrer neuen, teuren Kleidung“ auffielen. „Sie alle trugen einen schwarzen Pullover, die Kapuze tief im Gesicht verschnürt, darunter ein schwarzes Käppi. Einige von ihnen hatte eine Gruppe tschechischer Demonstranten zum Steine schmeißen aufgestachelt. Diese hielten die schwarz gekleideten für Zivilpolizisten.“ Zwei der mutmaßlichen Provokateure sind fotografiert worden und angeblich auch als Bremer Zivilbeamte identifiziert worden.

Updates: Nach anfänglichem Leugnen hat die Polizeiführung (laut Attac München) zugegeben, daß es sich bei der Person, die in "autonomer" Aufmachung in die Blockaden eingeschleust und dort enttarnt worden war, um einen Zivilpolizisten handelt. Er soll jedoch nicht als agent provocateur eingesetzt worden sein. Augenzeugen berichten jedoch, er hätte die Umstehenden zum
Steinewerfen aufgewiegelt. Der Polizeisprecher sagte u. a.: "Was ich gestern gesagt habe, war gestern zutreffend. Was ich heute sage, ist heute zutreffend."

Siehe auch Spiegel Online dazu.

„Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Rostock“, laut der „Welt“, „die Einleitung eines Ermittlungsverfahren gegen die eingeschleusten Zivilpolizisten. Es gehe um die mögliche Anstiftung zu einer Straftat, sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann der 'Hamburger Morgenpost'. Der Sachverhalt werde strafrechtlich geprüft.“

Donnerstag, 7. Juni 2007

Super G der Herren

Summer in the city – da geht es selbst im Haus der Kunst etwas lockerer zu. Statt einem schwarzweißen Künstlerball samt großdeutschem Silberpfeil wird dann eher der bunten Tradition des Künstlerkarnevals gehuldigt und der braune Geist exorziert. Letztes Jahr mit Paul McCarthys Westernparade, diesen Sonntag sorgen nun Gilbert & George ab 12 Uhr bis in die Nacht für Halligalli im Nazibau. „Wir sind im Leben organisiert, um in der Kunst chaotisch sein zu können“, verraten die beiden im aktuellen „SZ-Magazin“, wobei das dröge Interview leider eher die organisatorische denn die Künstlerader trifft.

(Bild: „Hellish“ von Gilbert & George, 1980, © The Artist, Courtesy Jay Jopling / White Cube London)

Hard Selling bei der Löwen

Wenn es um die Fans geht, greift die Geschäftsführung von 1860 gern zu ungewöhnlichen Mitteln der Geldbeschaffung. Das neueste Meisterstück ist die Abwicklung des Jahreskartenverkaufs für die kommende Saison. Bisher bekam ich immer ein Bestellformular zugeschickt, mit dem Hinweis, daß für mich derselbe Platz wie in der vergangenen Saison reserviert sei und ich bei Interesse das Dauerticket bestellen könne. Jetzt kam dagegen nur folgende Mitteilung: „Sofern uns von ihrer Seite keine Änderungswünsche vorliegen, buchen wir den oben stehenden Betrag in der KW 27 (02.-06. Juli) von dem uns bekannten Konto ab.“ Natürlich bin ich ein Löwe und will auch wieder eine Jahreskarte, aber einfach so einen Automatismus einzuführen und Jahreskarten im Wert von 115 Euro ohne ausdrückliche Bestellung zu verticken, zeugt schon von einer verbraucherfeindlichen Einstellung. Aber wie Geschäftsführer Stefan Ziffzer neulich der „Süddeutschen“ gestand: „Fehler mache ich jeden Tag, leider. Ich weiß auch nicht, ob ich das abstellen kann.“ Offenbar nicht.

Qype Qype-User klaut Bild (oder läßt klauen?)

Gute Plätze sprechen sich schnell herum, und so hat inzwischen auch querbeet das 61er entdeckt und bei Qype lobend erwähnt.
Irritiert hat mich dabei nur, daß der Text mit einem Foto illustriert ist, dessen Copyright bei Narziss und Goldhund liegt – ohne daß das erwähnt wird. Gefragt hat ihn auch keiner, obwohl das Bild auf der 61er-Homepage einen Copyright-Hinweis hat (und auch ohne nicht einfach so rechtsfrei wäre)! Noch kurioser ist, daß das Foto gar nicht von querbeet hochgeladen wurde, sondern von Achim, einen Qype-„User“, der in Hamburg lebt.
Ein kurzer Blick in den Qype-Blog , wo Achim als Qype-Macher betitelt wird, führt mich in die Irre. Gemeint ist offenbar, daß er als User Qype gestaltet. bestätigt dann meinen Verdacht. Denn Doch warum sollte ein Hamburger nach Münchner Bildern suchen? Mal sehen, ob er auf meine Anfrage antwortet. Eben, weil er für Qype arbeitet! Da greifen die sonst von Qype benutzten Qype wäscht natürlich seine Hände in Unschuld und verweist auf die üblichen Ausreden, die AGBs wohl kaum...

Update: Den Blogeintrag von Qype habe ich wohl mißverstanden... Vielleicht dient es nur als Beispiel, welche User in Hamburg sitzen.

Rechts-Staat

Die bei Indymedia über den G8-Ticker laufenden Meldungen sind zwar mit Vorsicht zu genießen, lassen aber dennoch nichts Gutes ahnen:

Zwei Journalisten wurden in Gewahrsam genommen, nachdem die Polizei "ungueltig" auf ihre Presseausweise gestempelt hat.

Zwei anwesende AnwältInnen wurden nicht durchgelassen, sondern bekamen stattdessen Platzverweise und Festnahme angedroht.

In beiden Rostocker Gefangenensammelstellen (Ulmen- und Industriestr.) wurden sämtliche AnwältInnen aus dem Anwaltszimmer geworfen.

Der alternative Medienbus wurde beschlagnahmt, der Fahrer mit körperlicher Gewalt genötigt, den Bus wegzufahren.

Ein Stern-Fotograf wurde mit dem Vorwurf der Rädelsführerschaft in Gewahrsam genommen.

Wäre es nicht so traurig, würde ich von russischen Verhältnissen scherzen.

Dagegen verkümmert der Nachrichtenfluß im G8-Twitter von Spreeblick etwas.

Petit déjeuner musical (23)

Messieursdames, Isabelle Adjani!

Mittwoch, 6. Juni 2007

Das Schreien der Gänseblümchen

Unsere Münchner Schauspiellegende Therese Giehse in einem gemeinsamen Film mit Warhols Lover Boy Joe Dallesandro, ein Mädchen (Cathryn Harrison) auf der Flucht vor dem bürgerkriegsähnlichen Geschlechterkrieg zwischen Männern
und Frauen, jammernde Gänseblümchen und sprechende Tiere, vom Auftritt eines Einhorns ganz zu schweigen... Louis Malles „Black Moon“ habe ich so vor zwanzig, dreißig Jahren einmal in einer Nachtvorstellung, wann auch sonst?, im Türkendolch gesehen, und ich habe nur noch vage Erinnerungen an rauschhafte Bilder, als ob David Lynch „Alice im Wunderland“ verfilmt hätte. Aber Malle hat dieses im besten Sinne durchgeknallte Meisterstück lange vor der Lynchära, 1975 gedreht. Ein absolutes Muß, natürlich zu später Stunde, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 0.10 Uhr auf Arte.

(Fotos: Arte F)

Libri macht eBay und Amazon Konkurrenz

Libri, als Barsortimenter Lieferant vieler Buchhandlungen, bietet jetzt im Endverbrauchergeschäft auch gebrauchte Bücher an. Das Prozedere ist noch recht umständlich: Auf der Startseite findet man verschiedene Genres aufgelistet. Klickt man drauf, wird einem erst einmal eine Übersicht verschiedener Bücher angeboten. Unter dem Originalpreis ist jeweils vermerkt, ob und gegebenenfalls ab welchem Preis man den gleichen Titel gebraucht erwerben kann.
Alternativ kann man auch auf gut Glück über die allgemeine Suchmaske einsteigen und das Ergebnis auf gebrauchte, sprich: preisreduzierte Titel beschränken. Ein kleiner, sicherlich nicht repräsentativer Test führte aber dort zu keinem einzigen positiven Ergebnis.
Die Kurzbeschreibungen der Bücher lassen mich vermuten, daß es sich bei den „gebrauchten“ Titeln um beschädigte oder beschmutzte Lagerbestände oder Remittenden handelt. Das Gebraucht-Label dient dann vor allem der Aufhebung der Ladenpreisbindung.

Schizo Silicon Valley

Vor zwei Wochen greinte Michael Arrington von TechCrunch noch über die neue Web-Blase und drohte damit, wegzuziehen: „Times are good, money is flowing, and Silicon Valley sucks. (...) Now, it’s just like the old days again, and Silicon Valley is no longer any fun. In fact, it’s turned downright nasty. It may be time
for some of us to leave for a while and watch the craziness from the outside again.“ Und illustrierte den Niedergang von Silicon Valley mit diesem Bild.
Nur um heute mit demselben Bild für eine Techcrunch-Party zu werben, die ausgerechnet in den Räumen von August Capital steigt. Wat nu? Erst über die alerten aalglatten Webzocker ablästern und dann mit ihnen saufen wollen?

Blog-Karneval an der Axel Springer Akademie

Am Freitag hält die liebe Kollegin Ruth Schöllhammer an der Axel-Springer-Akademie ein Seminar über Blogs, Foren und Community. Damit die angehenden Studenten merken, was Sache ist, sollen sie gleich selber „Chancen, Risiken und Nebenwirkungen bloggender Journalisten“ live erleben und sich zwischen 14 und 15 Uhr beim Blog-Karneval mit Statements von Zweinullern wie „Süddeutsche“, „Augsburger Allgemeine“, El Rep, Turi, „Kicker“ und Content-Klauern wie jetzt.de beschäftigen.

Homer Erectus

Natürlich ist der Simpson-Roboter ein Hingucker. Und selbstverständlich ist es clever, diesen Homersapien Mitte Juli, rechtzeitig vor dem Kinostart des Simpsons-Films, auszuliefern. Aber Homer als rappende Kampfmaschine finde ich so schwachsinnig wie wenn man Donald Duck ein Centerfold widmen würde oder Obelix für Slimline werben sollte.

G8-Kummerkasten

In Rostock hart angefaßt, auf dem Weg nach Heiligendamm grundlos durchsucht, vielleicht sogar zuvorkommend behandelt worden oder in die süße Polizeibeamtin mit dem Pferdeschwanz verliebt? Die gar nicht so rückständigen Vollstrecker in Meck-Pomm freuen sich über jedes Online-Feedback.

Turi 2.1: Medienbarde in neuem Gewand

Alles neu macht der Mai. Vor seinem Urlaub hat Peter Turi den neuen Look seines Medienblogs offenbar schon einmal testweise online gestellt. Nächste Woche wird es dann ernst.

Dienstag, 5. Juni 2007

Megan statt Muttertier

Täglich drei Pressevorführungen, die ich weiß Gott nicht alle mitnehme, heute zum Beispiel die Neuverfilmung von Walsers „fliehendem Pferd“ mit Katja Riemann, Ulrich Tukur und Ulrich Noethen, und danach „Shrek der Dritte“, beide nicht unangenehm, zumal ich nichts besonderes erwartet habe, aber im Nachhinein, mit wachsendem Abstand, auch nichts Bemerkenswertes. Jeden Tag zig Filme. Und ich kann nicht einmal sagen, ob „Transformers“ bereits uns Journalisten gezeigt worden ist oder nicht, weil ich mit dem Titel nicht viel verband und gar nicht erst reingegangen wäre. Bis nun plötzlich Basic davon anfing, aber was weiß ich, inwieweit Roberts Filmgeschmack mit meinem übereinstimmt? Aber da oft eins zum anderen kommt, heute eben auch heiße Bilder der Hauptdarstellerin Megan Fox bei Egotastic! So langsam werde ich scharf auf den Streifen. Scheint schließlich doch aufregender zu sein denn Katja Riemann als masturbierendes Muttertier am Bodensee.

(Foto: Robert Zuckerman/DreamWorks LLC and Paramount Pictures)

Bacău-Beats

Daß die besten DJs aus London, Paris und Berlin schon lange in Rumänien auftreten – geschenkt! Aber inzwischen sind auch rumänische Turntablestars in den westlichen Clubs begehrt. Und ich rede nicht von DJ Shantel mit seinem Balkan-Sound, sondern von internationaler Mucke. Freitag legt der 22-jährige, in Bacău geborene DJ Raresh in der Roten Sonne auf.

Videogrüße in vier Schritten

Werde ich nur älter oder nehmen die Hardware-Entwicklungen an Rasanz zu? Denn mein PowerBook ist gar nicht so alt, aber ich sehe damit zusehends alt aus. Bei Joost kann ich beispielsweise mangels Intel-Prozessor nicht mitmachen. Und jetzt kommt mit Mailemotion eine narrensichere Methode, auf die Schnelle Videogrüße zu verschicken, doch mein Mac ist noch die letzte Generation ohne eingebaute Webcam. Dabei hätte das mein Sexleben so sehr aufgepeppt...

(via Intruders TV)

Die Mühlen der Justiz

Am letzten Samstag des Jahres war ich Zeuge einer recht unwirschen Polizeiaktion im Münchner Hauptbahnhof. Nun lag heute die Ladung als Zeuge im Strafprozeß bei mir im Briefkasten, denn ich hatte sicherheitshalber der Begleiterin des Festgenommenen meine Daten hinterlassen. Am Dienstag, dem 26. Juni, muß ich ab 9.30 Uhr in Saal A 22 des Justizgebäudes an den Nymphenburger Straße aussagen. Vielleicht erfahre ich bei der Gelegenheit auch, was BND oder Verfassungsschutz so über mich gesammelt haben, denn wahrscheinlich werden Staatsanwaltschaft oder Polizei versuchen, meinen Wert als Zeuge ins Zwielicht zu rücken. Wie schon vor einem halben Jahr vermutet, hat der Festgenommene ein Verfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte am Hals.

Poet Peter

Nach einer eher drögen, stark nachrichtenorientierten Zeit auf seiner eigenen Website und – inzwischen gänzlich gelöschten – Irrläufen im neuen Deutschland nähert sich Turi wieder alten Qualitäten und dichtet über das diesen Monat zumindest in den USA endlich erhältliche iPhone: „Tastaturen sind dann out, stattdessen gibt's einen Bildschirm, der so berührungsempfindlich ist wie ein verliebter Teenager und ebenso prompt auf bestimmte Gesten reagiert.“

Montag, 4. Juni 2007

Regiestab

Manche Regisseure Produzenten, Regisseure, Kameramänner, Schauspieler... besitzen ein Ego, als ob sie den größten Schwanz der Welt in der Hose hätten. Aber freut Euch nicht zu früh, Mädels, Eli Roth, Regisseur der Splatterfilme „Hostel“ und „Hostel 2“, hat sich auf diesem Bild des Horror-Marketing-Profis und Gelegenheitsfotografen Tim Palen bei der Special-Effects-Abteilung bedient. Wenn ich mich nicht täusche, lugt rechts sogar die Unterhose vor...

(via Defamer)

Nomen est omen

Die schlechteste Vorband meines Lebens habe ich letztes Jahr bei Art Brut im Atomic erlebt. Nur daß ich in der „Pause“ bemerkte, daß das gar keine Vorgruppe, sondern der Hauptact gewesen war. Ich muß ja nicht jeden Hype mitmachen. Daher dürfen sie heute abend, wiederum im Atomic, auf mich verzichten.

(Foto: Joe Dilworth/EMI Music Germany)

Filmfest-Astrologie

Heute gab das Münchner Filmfest das Programm seines 25. Jubiläumsfestivals bekannt, morgen irgendwann dürften die Infos online sein, und da ich bisher von den neuen Produktionen nur einen einzigen der Filme bereits gesehen habe, den netten, aber nicht weiter aufregenden russisch-schweizerischen Thriller „La traductrice“, nenne ich vorläufig einige meiner Hoffnungsträger.

Selbst Abel Ferraras schlechten Werke besitzen mehr cojones und Herzblut als die besten Filme vieler anderer Regisseure, deshalb freue ich mich ganz besonders auf „Go Go Tales“ (Foto), zumal Asia Argento darin mitspielt. Die explosivste Paarung seit Nitro & Glyzerin.

Der Ermordung George W. Bushs widmet sich die Dokufiktion „Death of a president“.

Adolf Winkelmanns heftig umstrittener Fernsehzweiteiler „Contergan“ ist zumindest angekündigt – die Vorführung hängt aber noch von diversen Gerichtsentscheidungen ab.

Trash & Tradition: Aus den peruanischen Anden kommen vier von Indios produzierte Amateurhorrorfilme mit Titeln wie „Der Fluch der Jarjachas – Inzest in den Anden“.

Den alltäglichen Abgründen von Hollywoodlegenden gehen die ungewöhnlichen Dokumentationen „Brando“ und „Lynch“ nach.

Für alle Münchner Pflicht, nein sehnsüchtige Kür: Die Wiederaufführung von Rudolf Thomes „Rote Sonne“. Nie waren Uschi Obermaier und der Starnberger See schöner.

Und natürlich steht der Gewinner des Filmfestivals von Cannes, Cristian Mungius „Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage“ ganz oben auf meiner Liste.

Der Online-Kartenvorverkauf startet ebenso wie die Pressevorführungen nächsten Montag. Dann mehr zu den zwischendurch gesehenen Filmen.

Ois Guade!

125 Jahre Karl Valentin

Deutschland sucht den Sockstar

„Wer Scheiße ist, fliegt raus!“ Dieser Bohlensche Imperativ gilt auch bei Sockstar, einer mit Strümpfen animierten Parodie auf die allgegenwärtigen Castingshows. Jede Woche gibt's eine neue Folge für Computer, iPod oder Mobiltelefon – offenbar denkt die Münchner Filmhochschule mit diesem Projekt an die Arbeitsplätze von morgen. Ich find's nur leidlich komisch, bin aber auch nicht gerade castingshowaffin. Dann schon lieber den Sad Kermit in der tausendsten Wiederholung.

Samstag, 2. Juni 2007

„Die Zeit“ zensiert Wolfgang Tillmans

Wie aus einem Interview von Jenny Hoch („Spiegel Online“) mit Wolfgang Tillmans hervorgeht, hat der Fotokünstler das aktuelle Feuilleton der „Zeit“ nicht frei Schnauze gestalten dürfen. Ein Beitrag über das „arme Arschloch des Mannes“ sei der Zensur zum Opfer gefallen.

SPIEGEL ONLINE: In der Version des "Zeit"-Feuilletons, die in der Münchner Ausstellung zu sehen ist, gibt es einen Text über Analverkehr mit dem Titel "Das arme Arschloch des Mannes". Dieser Artikel fehlt in der gedruckten Ausgabe. Warum?

Tilmans: Ich rechne es den "Zeit"-Redakteuren hoch an, dass sie mir alle Freiheiten gelassen haben, dennoch kam es eine Stunde vor Druckbeginn leider zu dieser Zensur. Dabei handelt es sich um einen zwar umgangssprachlich deftigen, aber harmlosen Text, der heterosexuelle Männer dazu auffordert, sich mit ihrem Anus zu beschäftigen. Der Autor Baltazar Castor hatte einen ähnlichen Artikel bereits in einer dänischen Zeitung veröffentlicht. Ich denke schon seit Jahren, dass es unglaublich weltverändernd wäre, wenn Männer sich ihrem Körper und ihrer Verwundbarkeit mehr öffnen würden. Leider fand das die Chefredaktion der "Zeit" nicht. Es ist schon verrückt, in dem Text geht es um Hintern, und ein Mann in Führungsposition kneift selbigen zusammen und sagt, das wäre Pornografie.


Noch ein Grund mehr, die Ausstellung zu besuchen...

Update: Die „taz“ hat Baltazar Castors Text inzwischen veröffentlicht.

Hund und Herrchen

Narziß und Goldhund auf dem Weg zur Boundcon 2007? Nein, nur Spielsachen aus JT's Stockroom.

Nicht gerade nahtlos braun

Wie nennt man bei Bikinistreifen bei Jungs?
(via Fleshbot)

Memento mori

Todesanzeigen gehören schon recht lang, gut zwanzig Jahre, zu meiner regelmäßigen Lektüre. Freunde, Bekannte, Verwandte, Kollegen, Autoren, sie alle waren früh dabei, und mit fortschreitendem Alter nimmt es zwangsläufig zu. Memento mori, Nachrichtenquelle, aber natürlich auch Vanitas-Symbol: Die toten Politiker und Wirtschaftsbosse, derer seitenlang ein Flickerlteppich von Institutionen gedenkt. Oder große Künstler wie Jörg Immendorf, für den sich ein großer Kreis an Trauernden auf eine einzige, diese Größe widerspiegelnde Anzeige in der „Süddeutschen Zeitung“ verständigt. Thomas Bach, Alfred Biolek, Daniel Barenboim und Bazon Brock finden da zueinander, um nur aus dem B zu zitieren, eine Koalition aus Olympischem Komitee, Fernsehen, Musik und Kunst. Und man fragt sich, wie so eine Koalition entsteht. Telefoniert da der Galerist sein Adreßbüchlein durch oder meldet sich Charles Saatchi aus London und sagt, Du, falls Ihr eine Anzeige schaltet, möchte ich dabei sein? Wird die Rechnung, ich schätze mal ein fünfstelliger Betrag gesplittet und bekommt jeder eine steuerlich absetzbare Quittung oder wahrt man hier die Würde? Schämt sich Gerhard Schröder seines Hannoverschen Wohnorts, daß er in der Anzeige Berlin als Heimat angibt? Und knallen bei Veronica Ferres die Champagnerkorken, weil sie in dieser illustren Runde Einlaß fand? Ganz nebensächliche Fragen in Stunden der Trauer. Aber bei einer ganzseitigen Todesanzeige komme ich einfach ins Grübeln. Vanitas vanitatum.

Freitag, 1. Juni 2007

„Kommunikationsmanager“ statt uniformierter Polizisten

Wenn heute abend die Attac-Sonderzüge gen Rostock losfahren, werden statt der angedrohten 15 uniformierten Bundespolizisten pro Zug lediglich zwei Kommunikationsmanager in Zivil eingesetzt, „die in Freiburg, München und Bonn zusteigen und sich den jeweiligen Zugverantwortlichen von Attac zu erkennen geben“. Falls jemand noch spontan Richtung Heiligendamm zusteigen will oder die Anti-G8-Demonstranten gebührend verabschieden will: Der Münchner Sonderzug fährt um 21.11 am Ostbahnhof ab.

Der „Spiegel“ hat irgendwie immer recht

Jean-Claude Brialy ist gestorben, und „Spiegel“-Redakteur Lars-Olav Beier erinnert sich in sehr anrührenden Worten an das kürzlich mit ihm für die Romy-Schneider-Titelgeschichte geführte Interview. Hinsichtlich dieses Gesprächs hatte ich mich neulich gewundert, welchen Film Brialy gemeint haben könnte, als er eine Anekdote von Dreharbeiten mit Romy Schneider und Gérard Dépardieu erzählte. Denn die beiden standen nie zusammen vor der Kamera. Elegant, wie sich auf meine Anfrage hin der „Spiegel“ dazu aus der Äffäre zieht: „Wir kennen auch keinen Film, in dem Schneider und Depardieu zusammen gespielt haben. Wir gehen davon aus, dass Brialy sich richtig erinnert hat und Depardieu aus irgendeinem Grund auf dem Set mit dabei war.“

Mr. Wong weiß Bescheid