Sonntag, 25. Juli 2010

Unter Hyänen: Popstars – Girls forever

Sie wirken so unbedarft. Unschuldig. Jung. Nein, nicht etwa die Kandidatinnen der neuen „Popstars“-Staffel, sondern die, na ja, Kolleginnen von „Bravo“, „Bravo Girl“ und der sonstigen Pickelpresse, wie sie, an der Spezi nuckelnd, hinter der Münchner Reithalle warten. Ein paar haben ihre schönsten Fick-mich-(oder Entdeck-mich?-)Schuhe an, viele zu enge Klamotten, aus denen der BH herausquillt, duldsam harren alle der Dinge.
„Popstars“, die 9. Staffel. Am 19. August startet „Girls forever“. Heute zeichnete Pro Sieben aber bereits die Entscheidungsshow vom 7. Oktober auf und bat die Medien an den roten Teppich. Als Edelstatisten, weshalb wir sämtliche Rechte an unserer „Darbietung“ schriftlich an die Tresor TV Produktion abtreten durften. Und während ich noch darüber nachdachte, ob überhaupt alle anwesenden Journalistinnen bereits volljährig sind, entpuppen sie sich als knallhart investigative Profis, die sich auf die Castingkandidatinnen stürzen wie ein Rudel Raubtiere aufs Abendessen.
„Wieso trägst Du offene Schuhe, wenn Deine Fußnägel so schlecht lackiert sind?“ „Bei dem Kleid mußt Du Deinen Bauch aber ganz schön einziehen.“„Wo stammen Deine Narben her?“ „Bist Du lesbisch? Nein? Aber hast Du schon mal mit einem Mädchen rumgemacht?“ „Wieso bist Du nicht fertig gestylt?“
Dabei ist Jorge in seinem Jumpsuit doch die größte Stylingkatastrophe, aber die Leihgabe von „Germany's Next Top Model“ ist ja auch nicht fürs Aussehen, sondern fürs Laufen zuständig.
Kandidatin um Kandidatin kämpft sich an der Presse vorbei, posiert für den Pro-Sieben-Fotografen Frank Hempe in Ermangelung echter Paparazzi, liefern O-Töne in die übers Gitter gestreckten Handys – kein professionelles Aufnahmegerät am Start. Sarah, Esra, Serge oder wie immer die Kandidatinnen auch heißen, sie schlagen sich tapfer.
Schließlich kommen noch Culcha Candela als Special Gäste der Show. Ihre Aufgabe? Ich spare mir die Aufzeichnung, räume den roten Teppich und überlasse das Showbiz sich selbst, jenseits und diesseits des Gitters.

Updates: Nach der Ausstrahlung der ersten Folgen würde ich sagen, daß es sich bei den Mädels oben um Anna, Rosalie, Angel-Ann, Diba, Sash, Isabell, Ines Gjigji u.a. handelt, wobei das unter Vorbehalt geschieht. Zwischen Staffelstart und der hier dokumentierten, weit später zur Ausstrahlung vorgsehenen Sendung lag das Makeover, das doch einiges am Aussehen der Kandidatinnen verändert hat.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Die Zeitung der Zukunft – eine Art taz?

Medientagungen bieten selten Überraschendes. Die Gewerkschafterin redet der Besitzstandswahrung angestellter Journalisten das Wort, der geschäftsführende Onliner präsentiert Thesen zur Zukunft der Medien, SZ-Chefredakteur Hans Werner Kilz hält Wikipedia für unseriös (mit der süßen Begründung, dort würde so oft Falsches über ihn selbst drinstehen) – man gibt sich selbstreferentiell wie selbstbewußt, nur Selbstkritik ist selten.
Um so überraschender war der Vortrag Hans Georg Schnückers, Sprecher der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Rhein Main („Allgemeine Zeitung“, „Wiesbadener Kurier“, „Wormser Zeitung“ u.a.) und zugleich Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), auf einer Tagung der Akademie für politische Bildung Tutzing zu den „Umbrüchen in der Medienlandschaft“.
Schnücker, der betonte, jeden deutschen Zeitungsverleger persönlich zu kennen, weiß auch um die Schwächen seiner Kollegen (auch wenn er in seiner Rede von Journalisten spricht, hält er letztlich den Verlegern einen Spiegel vor). In seinem Statement zur „Zukunft der Zeitung – Zeitung der Zukunft“ forderte er einen Perspektivenwechsel:
„Die Berichterstattung in unseren Zeitungen ist nach wie vor überwiegend getrieben von der Offiziellen- oder Behördensicht, wie ich es nenne. Wenn über Bildungspolitik berichtet wird, dann haben wir die Sicht der Bundesregierung, der Landesregierung, der Kultusministerien, vielleicht auch noch der Schulaufsichtsbehörde. Die betroffenen Schulen, Schulleiter, Lehrer und Schüler kommen sehr häufig überhaupt nicht zu Wort.“
„Wir brauchen weniger Chronistenpflicht und mehr Agenda-Setting. Themen wie Migration, Stadtentwicklung, Energiefragen, Bevölkerungsentwicklung, Digitalisierung der Gesellschaft, Gesundheit, Umwelt, Klima etc. müssen auch in Regionalität und Lokalität aktiv bearbeitet werden.“
„Wir brauchen ein anderes Selbstverständnis der Redakteure: Wer den Menschen die Welt erklären will, muss die Welt verstehen, muss die Menschen lieben und mit sich selbst zurechtkommen.“
Wir brauchen auch andere Redakteure, führte er in freier Rede weiter aus, und kritisierte, wieso es beispielsweise in den Redaktionen so wenige Mitarbeiter mit Migrationshintergrund gäbe.
(pdf-Download des vollständigen Redemanuskriptes)

Sonntag, 18. Juli 2010

Wochenplan

Pressevorführungen „Eine Karte der Klänge von Tokio“, „Gainsbourg“, „Kiss & Kill“, „Duell der Magier“, „Inception“ und „Oskar und die Dame in rosa“,  Sounds like Munich: Independent / Black Box Gasteig, Prof. Raimer Jochims: Künstlerwege zur Gesundheit in einer kranken Gesellschaft am Beispiel von Brâncuşi und Beuys / Akademie der bildenden Künste München, P1-Sommerfest, Vernissage Hito Steyerl / Stuck-Villa, Cruise- & Pre-Collection FJ-SO 2011 / Louis Vuitton Showroom, Sondervorführung der restaurierten Fassung des Dokumentarfilms „München 1945“ / Filmmuseum, Pressekonferenz zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern / Muffathalle, „Clap“-Shooting, Vernissage Jazz-Fotografien von Ssirus W. Pakzad / discovery entertainment, Eröffnung Down Under Gallery, Telekom Street Gig mit Fanta Vier / Pro Sieben Sendezentrum, Jazzfrühschoppen mit Regiermeister Klaus Wowereit / Schlösselgarten

Samstag, 17. Juli 2010

Agora (1): Jochen Wegners 23 Thesen zur Zukunft der Medien

Anläßlich der Tagung „Umbrüche in der Medienlandschaft“ in der Akademie für politische Bildung Tutzing hat Jochen Wegner gestern (update: eigentlich „unter Ausschluß der Öffentlichkeit“, so Wegner am 15. Oktober auf den Münchner Medientagen) nicht nur diesen Screenshot des zukünftigen Focus-Online-Looks präsentiert (Transformation!), sondern auch „23 Thesen zur Zukunft der Medien“ (Thesen wortwörtlich, die ihnen nachgestellten Erläuterungen in Klammern aus dem Gedächtnis nacherzählt, wobei ich sie laufend update, wenn ich mich wieder an neue Details erinnere. Auf den Medientagen München 2010 hat Jochen Wegner diesen Vortrag im Contentgipfel wiederholt. Ein Videomitschnitt davon steht online – leider ohne Deep Link, nach Contentgipfel suchen. Was mit Medien hat einige von Wegners Anmerkungen dort notiert):
  1. Journalistische Qualität ist keine Frage des Substrats. (z.B. Print, Radio, Fernsehen, Online)
  2. Journalistische Qualität ist eine Frage der Ressourcen.
  3. Die Reichweite vieler digitaler Töchter übertrifft bald die der analogen Mütter. 
  4. Die Erlöse digital:analog verhalten sich wie 1:10. (Focus Online z.B. verdient ein Zehntel von dem, was die Printredaktion erlöst. International hat Wegner bei anderen Redaktionen ähnliche Zahlenverhältnisse recherchiert.)
  5. Das Internet hat keinen Geburtsfehler.
  6. Das Kernprinzip des Internet ist Effizienz.
  7. Die freie Presse ist nicht gottgegeben. (Sie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern man muß darum, dafür kämpfen.)
  8. Journalisten müssen Unternehmer werden.
  9. Der Artikel wird zum Geschäftsmodell – und darf es keinesfalls werden. (z.B. Publishing-Sites wie ehow.com, aber auch sonst durch die Verknüpfung mit Google Ads. Das funktioniert hervorragend bei Service-Artikeln, aber wer will in Zusammenhang mit Kriegsberichten aus Afghanistan werben?)
  10. Nur originäre Inhalte haben eine Zukunft.
  11. (Bislang extreme Redundanz. Bei der Arbeit an nachrichten.de ist Wegner aufgefallen, wie hunderte deutschsprachiger Anbieter, darunter auch namhafte Redaktionen, oft identische Agenturtexte online stellen.)
  12. Die neue Ökonomie der Medien gleicht der Ökologie des Regenwalds. (Prächtig gedeihen die Baumriesen und das – teils parasitäre – Kleingewächs am Boden. Wie im Regenwald stirbt aber der Mittelbau in den Medien aus. Das Dumme ist nur, daß dort die meisten Journalisten arbeiten.)
  13. Zeit, Ort und Substrat verlieren ihre Bedeutung. (Ob man z.B. die Tagesschau um 20 Uhr live im Fernsehen, zeitversetzt am Rechner oder auf dem Handy erlebt, ob man eine Serienepisode im Fernsehen, als VoD oder auf DVD anschaut, spielt immer weniger eine Rolle. Ausnahmen sind Fernsehübertragungen mit Eventcharakter wie der „Tatort“ oder Fußballspiele.)
  14. Niemand braucht Print, Radio und TV.
  15. Neue Medien verhalten sich parasitär. (Bei den Medientagen München 2010 ergänzte Jochen diese These durch die Feststellung: „Onlinetöchter sind Parasiten der Printprodukte“. Jetzt, wo er Focus Online verläßt, dürfe er das ja sagen.)
  16. Print, Radio und TV werden noch lange leben. (Rieplsches Gesetz)
  17. Parasitismus ist kompliziert. 
  18. Es entstehen permanent neue Medien...
  19. ...mit völlig neuen Metaphern.
  20. ...und neue Formen der Monetarisierung.
  21. Ein Ökosystem digitaler Magazine entsteht...
  22. Viele Mittelsmänner werden ausgeschaltet. (z.B. Kiosk, Zeitungsausträger)
  23. Die digitalen Medien haben längst nicht zu sich gefunden...
  24. ...und werden noch sehr oft transformiert. 
Update: Carta mit Kommentaren dazu

Freitag, 16. Juli 2010

Literatur abseits von Story, Plot und Pipapo

Zuletzt stand er oft und allein im Schumann's, Münchens klassischer Bar. Wie ein Signallicht ragte Jörg Fauser aus dem Gewühl der Magazinmacher hervor, die ihn nährten und die er mit seinen Reportagen und Geschichten adelte. Bemüht wahrte er Haltung, mit hochrotem Kopf, trotz allen Alkohols immer auf der für ihn typischen Schattenlinie zwischen Beobachter und Akteur.
München – ausgerechnet die schicke Metropole der 80er Jahre war die Krönung seiner literarischen Karriere, nicht zuletzt weil es zugleich sein Ende war. Im Taunus geboren, hatte Fauser in Frankfurt am Main, Berlin und München gelebt, gearbeitet und sich als Chronist bewährt. Als Beobachter einer weit verbreiteten Lebensangst, der unermüdlichen Versuche, „einfach was Tolles“ zu bringen, und der dabei nicht zu vermeidenden Niederlagen. Die entsprechenden Verlierertypen fand er quer durch alle Gesellschaftsschichten, ob in der Koksschickeria, bei Hausbesetzern, unter den Stammgästen einer Trinkhalle oder bei den Junkies in Istanbul.
Er berichtete für „Twen“ aus der Drogenszene, interviewte für den „Playboy“ Charles Bukowski und wurde mit seiner Beobachtungsgabe, dem schnörkellosen Stil und seinem zupackenden Tempo bald ein Grenzgänger zwischen Kaufpresse und Undergroundliteratur. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm dann 1981 mit dem Roman „Der Schneemann“, infolgedessen endlich auch die früheren Arbeiten Anerkennung fanden.
„Es gibt im 'Schneemann' eine Stelle, wo eine einfache Reihung von Assoziationen stattfindet“, erläuterte Fauser einmal. „Das sind etwa 20 Zeilen. Das ist eigentlich das Buch, abgesehen von Story, Plot und Pipapo. Deswegen schreibe ich, um solche Zustände herzustellen, wo jedes Wort das vorhergehende weiterführt, aber noch drinhat. Ja, das macht Schreiben aus.“
Am 17. Juli 1987, in der Nacht nach seinem 43. Geburtstag, überquerte Jörg Fauser im Morgengrauen eine Autobahn und wurde dort, wo sich im Münchner Umland Rotlichtbars und Reiterhöfe drängen, überfahren.

Bearbeitete Version eines am 17. Juli 1997 in der „Berliner Morgenpost“ erschienenen Textes.

Update: „Fauser schrieb, wie er dachte, wie er konnte, schnell und direkt. Eine Literatur, die nur das sein wollte, was da stand, nichts anderes. Und er wusste, wovon er schrieb, war ganz unten gewesen, Apomorphin-Entzug, Absturz, wieder neu anfangen, weitermachen, wieder Absturz. Er kannte den Geruch der Fixerbuden, den Mief der Kommunen, das Aroma der Straße.“
Michel Decar in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 25./26. Mai 2019 anläßlich der Neuauflage von Fausers Werk im Diogenes-Verlag.

Dienstag, 13. Juli 2010

R.I.P. Tuli Kupferberg

„The world’s oldest rock star“ („New York Times“)

„He had the mournful face of a rabbi, matched by a Borscht belt sense of humor that skewered all things of pretension -- money, power, generals, Nixon -- always accompanied by bawdy jokes, and an impossibly gentle manner. The perfect, and last great, flower child.“ („Village Voice“)

„Wir glaubten schlicht, den Anforderungen der Zeit an unsere Generation zu folgen, indem wir mehr Freiheit einforderten, jede Menge Spaß hatten und ein wenig am Zeitgeist schnüffelten, der hier gerade so durchblies.“
(„Süddeutsche Zeitung“)

Sonntag, 11. Juli 2010

Wochenplan

Mobile Monday: „One internet – convergence of the mobile and fixed interwebs“, Pressevorführungen „London Nights“, „Toy Story 3“, „Knight and Day“ und „I am love“, „Boulevard – jein danke!“ – Tagung mit Michael Graeter, Steven Gätjen, Georg Diez u.a. / Siemens Forum, „Umbrüche in der Medienlandschaft“ – Tagung mit Jochen Wegner, Sonia Seymour Mikich, Hans-Werner Kilz u.a. / Akademie für politische Bildung Tutzing, Jahresausstellung Akademie der Bildenden Künste München, Premiere „Der hessische Jedermann“ mit Helmut Markwort / Volkstheater Frankfurt, Kocherlball

Sonntag, 4. Juli 2010

Samstag, 3. Juli 2010

Wochenplan

Pressevorführungen „Briefe an Julia“ und „Veronika beschließt zu sterben“, Berlin Fashion Week, Sex & Chucks & Rock'n'Roll: 20 Jahre Schröder + Schömbs, Bread & Butter, Arkadendinner Kunstverein München, Pressereise „Gesichter hinter Garmisch-Partenkirchen“, Vernissage „Ultima Vista“ der Klasse Stephan Huber der Akademie der Bildenden Künste / Monte Rite

Filmfest München (3): Zoff um die „Carlos“-Premiere

Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Und so vernahm ich mit Freude, daß das Filmfest München aus seiner den Affenfelsen am Gasteig umgebenen Isarmeile mit einer Sondervorstellung von „Carlos“ ins gefühlte Schwabing und das langjährige Festivalkino Arri zurückkehrt. Tut es aber gar nicht.
Die „Deutschland-Premiere“ von Olivier Assayas' nahezu 6-stündigem, aber leider enttäuschendem Dreiteiler „Carlos“ findet heute unverändert um 17 Uhr im Cinemaxx 2 statt, wie die Festivalsleitung recht schnippisch aus Ihrer Trutzburg mitteilt.
Bloß weil parallel irgend so ein Fußballspiel läuft, bewegt sich ein Filmfest doch nicht.
Die Vorstellung nach dem Deutschland-Spiel um 19 Uhr im Arri ist dagegen eine von Verleih und Produzenten organisierte „neue Deutschlandpremiere!“ Denn wie die Produktionsfirma Egoli Tossell Film heute in Anzeigen mitteilte: „Wir lieben Fußball UND Kino“. Daher war man „sehr enttäuscht, dass sich das Filmfest München außerstande sah, die Vorführung unseres Films ein wenig zu verschieben. Deutschland im Viertelfinale oder der geheime Favorit von Cannes? Warum Film- und Fußballfans vor eine unmögliche Wahl stellen?“
So lädt man denn zur alternativen Abendvorstellung bei Bier und Brotzeit mit Regisseur Olivier Assayas und den Schauspielern Edgar Ramirez, Nora von Waldstätten, Alexander Scheer und Christoph Bach ins Arri – nicht zu einem Filmfest, sondern zu einem Film- und Fußballfest. So es denn für die Deutschen heute abend überhaupt etwas zu feiern gibt...

Mittwoch, 30. Juni 2010

Filmfest München (2): Shocking Shorts Award

Davorka Tovilo – nicht ganz stilsicher mit Plastikhandschellen als Accessoire


Max von Thun

Ralle Richter (der ständig von „Jogging Shorts“ brabbelte) mit einer azuf Verena Kerth getrimmten Nina Eichinger

Thomas Darchinger

Doreen Dietl


Christine Neubauer mit „Bunte“-Redakteur Georg Seitz

(Fotos: Gert Krautbauer/NBC Universal)

Montag, 28. Juni 2010

War die Umbenennung ein Fehler?

Als ich 2006 meinen ersten eigenen Blog gründete, wußte ich zwar noch nicht so genau, worüber und wozu ich bloggen würde, aber sofort, unter welchem Namen: Tivoli-Blog, einfach weil sich am Münchner Tivoli viele Stränge meines Lebens kreuzen.
Der Name ist mir auch heute noch lieb und teuer, aber in meinem öffentlichkeitswirksamen Sammelsurium aus Dorin Popa, Tivoli-Blog, Redaktionsbüro Dolce Rita und meinem Standardavatar Nice Bastard hat sich letzteres immer mehr durchgesetzt, und wenn man über den Blog oder mich als Blogger sprach oder schrieb, hieß es immer öfter der Bastard, Nice Bastard... Daher die Namensänderung. (Die Optik sollte auch wechseln, aber mit seinen neuen Designfunktionen macht mir das Blogspot im Augenblick noch etwas schwer, ein Rebrush ist nicht mehr ohne weiteres möglich, und über einen etwaigen Relaunch muß ich noch nachdenken.)
Wie bei jeder Neuerung gibt's natürlich auch kritische Stimmen, äh, genau zwei, Hans und Mo, aber als Urdemokrat Grund genug, die Frage zur Abstimmung zu stellen. Was daraus folgt, behalte ich mir vor, auch Demokratie hat ihre Grenzen.



Die niederste Stufe des Journalismus – „Interview“ von Steve Buscemi

Ich hasse Schauspieler. Einige meiner besten Freunde sind welche. Man kann sie schwer ertragen, ihnen aber auch nicht böse sein, handelt es sich bei ihrer Selbstverliebtheit, diesem steten Kreisen um den eigenen Bauchnabel doch nur um eine déformation professionelle. Denn Spiel und Spieler, Erfolg und Ego sind eins, nicht zu trennen. Der Dozent kann auch mal ein Thema verfehlen, dem Maler der Pinsel ausrutschen, der Taxifahrer eine rote Ampel übersehen, es bleibt stets ein Sicherheitsabstand zwischen innen und außen, ihm und seiner Handlung. Die Leistung des Schauspielers besteht aber aus seinem eigenen Fleisch und Blut, seiner Existenz, das macht ihn so größenwahnsinnig, wenn er Erfolg hat, so gnadenlos, wenn er nicht gefragt ist – und in jedem Fall maßlos egozentrisch.
Dagegen ist der Journalist geradezu parasitär. Sein Wirtstier ist die Welt, aus der er den Nachrichtenstoff saugt, und nicht selten schaut er sich selbst beim Leben zu – dabei könnte ja eine gute Story abfallen. Jedem anderen Menschen, der so aus sich selbst heraustritt, würde man eine Nahtoderfahrung attestieren, beim Journalisten nennt man es professionelle Distanz. Insofern spiegelt Steve Buscemis entzückende Versuchsanordnung, die Kollision des Seifenopernstarlets Katya (Sienna Miller) mit dem altgedienten Politikredakteur Pierre Peders (Steve Buscemi), die Begegnung des prallen Lebens mit dem Tod wider.
Solche Begegnungen, Interviews mit Filmprofis zu Papier zu bringen ist eine hohe Kunst, Truman Capote rechtfertigte seine Starporträts: „Ich ging von folgender Überlegung aus: Was ist die niederste Stufe des Journalismus? Anders gefragt, welcher Dreck läßt sich am schwersten zu Gold machen?“, und brachte es darin zur Meisterschaft.
Peders ist kein Capote, auch wenn er die Filmbranche für Dreck hält. Sein New Yorker Interviewtermin ist eine Strafarbeit für den in Washington in Ungnade gefallenen Presseveteranen, natürlich hat er noch nie Katyas Schmachtserie gesehen und die paar Minuten Interviewzeit im Restaurant schöpft er auch nicht aus, die Mission mißlingt. Doch durch eine glückliche, wenn auch schmerzhafte Fügung wird der Termin am selben Abend nachgeholt, in Katyas Wohnung. Kein Gespräch, kein Interview, eher ein verführerisches Spiel mit Sex, Lügen und Video.
Eben moderner Journalismus. Wo die Presse den roten Teppich jeder Bühne vorzieht, das Outfit der Schauspieler wichtiger scheint als ihre Rollen, und es kaum jemanden interessiert, ob eine Actrice wie Sienna Miller nun gute Filme („Layer Cake“) oder schlechte („Casanova“) dreht. Als It-Girl schmückt sie auch so regelmäßig und gerne barbusig Blogs und bunte Illustrierte. Immerhin hat sie es dabei in den Bildunterschriften von „Jude Laws Freundin“ über „Jude Laws Exfreundin“ zur „Schauspielerin“ gebracht. Und erweist der Berufsbezeichnung dieses Mal alle Ehren.
Denn Buscemi hat in seiner Doppelfunktion als Regisseur und Darsteller einen Schauspielerfilm gemacht, ein intimes wie intensives Kammerspiel, in dem das Mädchen und der Publizist sich wie Katz und Maus belauern, und die Welt – zum Beispiel Peders' Redaktion, dank moderner Kommunikationsmittel wie Handy, Camcorder und Laptop nahezu live teilhaben kann.
Und diese Welt will Drama, Baby: Tränen und Tragödien, schwere Schicksale, und sie soll es bekommen, auch wenn es letztendlich nur Dreck ist, den die Presse (Steve Buscemi in nahtloser Fortsetzung seiner Rollen als Kindsschänder oder Killer) gnadenlos aufwühlt, statt daraus Gold zu machen.
Die Medien neigen kaum mehr zu Heldentaten, und da es ein Schauspielerfilm ist, mag es nicht überraschen, daß es ausgerechnet ein Mitglied der Schauspielkunst ist, das in diesem skrupellosen Duell über sich hinauswächst, Skrupel zeigt, Distanz schafft und damit die enscheidende Wendung.

Dieser Text erschien im „In München“ 12/2008

(Foto: NDR/ARD Degeto)

Samstag, 26. Juni 2010

Filmfest München (1): Sommerfest der Agenturen

Sommerfest der Agenturen Reuter und Scenario im H'ugo's

Alt-Paparazzo Erwin Schneider (Schneider-Press) wollte sich nicht porträtieren lassen und erzählte voller Stolz, wie er dem „Stern“ wegen der Veröffentlichung eines Schnappschusses von ihm am Wörthersee („So benehmen sich deutsche Touristen“) 2000 (oder 2500?) Euro abnahm. Seine Kamera war da heute mir gegenüber weniger wählerisch.

Bei der Arbeit durfte ich ihn dann doch abschießen...

Rupert Sommer („Kress“, „Teleschau“, „In München“, sueddeutsche.de) mit Gustav Jandek

Gustav Jandeks Hund Max

Celia Tremper („Bunte“)

Georg Seitz („Bunte“)

Wochenplan

Filmfest, Fußball-WM, Sounds like Munich: Thomas Meinecke & Mirko Hecktor über Disco / Literaturhaus, teamWorx-Empfang / Carl-Orff-Saal, Intel-Tweetup / Hofbräukeller, Shocking Shorts Award / JVA am Neudeck, PK zum Baustart des Montgelas Park / Alt-Bogenhausen, A1 Clubnight mit Lexy & K-Paul / P1, Premierenparty „Das letzte Schweigen“ / Kongressbar, blub club - mondo trasho / 8 seasons, Volksentscheid zum Nichtraucherschutz, Premiere „Angell“ / GOP.

(Foto: Filmfestbeitrag „Die Autobiographie des Nicolae Ceausescu“)

Freitag, 25. Juni 2010

Tivoli-Blog wird Nice Bastard

An Turi2 führt nun mal kein Weg vorbei. Und nachdem sie immer hartnäckig auf Nice Bastard statt auf den Tivoli-Blog verlinken, habe ich mich heute den Gegebenheiten gebeugt und meinen Blog entsprechend umbenannt.
Aber jetzt im Ernst: Irgendwann Anfang dieses Jahrhundert, als ich noch für „Cosmopolitan“ als fester Freier tätig war, unterhielten sich ein paar Kolleginnen über ihren Traummann und charakterisierten ihn kurz und prägnant als nice bastard. Das Schlagwort blieb hängen und begleitet mich seitdem als mein virtuelles Alter ego. Den Blog taufte ich aber aus sentimentalen Gründen Tivoli-Blog.
Nun heißt es unter Journalisten nicht umsonst KISS, keep it simple & stupid, und das Durcheinander aus Dorin Popa, Tivoli-Blog, Nice Bastard und Dolce Rita nahm immer mehr babylonische Ausmaße an. Am stärksten hängen blieb dabei der Bastard, weshalb ich auch hier ab jetzt unter diesem Rubrum auftrete. Schließlich sind auch Blogs längst so selbstverständlich, daß man diese Kommunikationsform nicht mehr ausdrücklich im Titel führen muß.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Mel Ramos: Als der Sex noch sauber schien

Das erste Mal, daß ich ein Bild ersteigern wollte, muß Anfang der neunziger Jahre gewesen sein, in Berlin. Die Villa Griesebach bot einen Mel Ramos an, natürlich kein Originalbild, das hätte ich mir selbst damals nicht leisten können, sondern einen signierten Druck, aber selbst dafür überstiegen die Gebote schnell meine finanziellen Mittel.
Aber warum wollte ich ausgerechnet einen Mel Ramos, eine seiner All American Beauties? Eine dieser altbackenen Ikonen der Teflon-Erotik, bei der das nackte Fleisch noch unschuldig schien, eine verheißungsvolle Zukunft zwischen Raumfahrt und Atomenergie versprach, ganz anders als die provozierend explosive Nackheit einer „Barbarella“ oder K1-Kommune.
Ramos' Pin-Ups, die in meiner Kindheit und Jugend allgegenwärtig schienen, sind Prototypen aus der guten alten Zeit vor dem Club of Rome und AIDS, sie verkörpern für mich trotz aller Nackheit Baumwollsöckchen statt Stay-ups, Schiesser statt Agent Provocateur (wobei bis in die achtziger Jahre selbst der Beate-Uhse-Katalog eine ähnlich fetischfreie Unschuld ausstrahlte).
Bild um Bild scheint Ramos die künstliche Perfektion einer Claudia Schiffer vorweggenommen, die Pop-Kultur domestiziert zu haben, Bild für Bild hat er seine Frauen auf Zahnpastatuben, Zündkerzen und Zigarettenschachteln drapiert, wobei ich nie das Gefühl hatte, daß er da etwas parodieren oder mir mit Sex verkaufen wollte. Vielmehr wirkten die Packshots - und damit der Konsum ebenso unschuldig wie das sie umgebende nackte Fleisch. Weshalb diese Bilder – Persiflage hin oder her – gerade bei Werbetreibenden und Marketinggrößen besonders beliebt waren.
Heute ist das nicht mehr altbacken, sondern Retro, aber heutzutage gibt es in den einschlägigen Fetischforen auch Threads für Baumwollsöckchen und Feinripp.
Eine Retrospektive dieses Schaffens präsentiert nun die Münchner Stuck-Villa. Mel Ramos wird zur Vernissage (samt Sommerfest) heute abend erwartet.

Dienstag, 22. Juni 2010

Karl Lagerfeld über „Focus“, den „Spiegel“, Angela Merkel und die Präsidentschaftswahl

Die heutige „Libération“ entstand unter der Chefredaktion Karl Lagerfelds, und bei der Blattkritik ließ er sich (auf französisch) auch zu deutschen Themen aus wie dem Wettstreit der Nachrichtenmagazine, der Bundeskanzlerin oder den Kandidaten fürs Amt des Bundespräsidenten (siehe Video unten). „Focus“ wäre so erfolgreich gewesen, weil es das Internet vorweg nahm. Jetzt gibt's dafür genug Alternativen online. Der „Spiegel“ hätte daher in dieser Zeit richtigerweise auf gute Schreibe, auf Autorennamen gesetzt und damit Oberhand gewonnen. Und Angela Merkels Stärke läge nicht gerade im Rednerischen...




Karl Lagerfeld, rédac'chef de Libé
Hochgeladen von liberation. - Kunst und Animation Videos.

Montag, 21. Juni 2010

Cosmopolitan und w&v wollen eine Miss Media küren

Wenn man früher eine neue Zeitschrift gründete, plazierte man in der Nullnummer oder ersten regulären Ausgabe immer gern das Porträt eines Werbeschaffenden. Einfach um sich die Aufmerksamkeit der Branche zu sichern. Heute spart man sich den inhaltlichen Aufwand, heute organisiert Petra Winter ein Casting für Germany's Next Top Mamsell: Bei Harald Schmidt hieß es immer nur „Entertainmentmuschi“, bei den Kollegen vom Print dagegen „Miss Media“. Da ist die gemeinsame Aktion der „Cosmopolitan“ und „w&v – werben & verkaufen“ schon mehrere Tage online und ich erfahre erst heute davon... 



Updates: Im Finale stehen Melanie Fuest (coolershop), Lisa Hug (Senzera), Tanja Opfermann (Zenithmedia), Silke Springensguth (DuMont Net) und Ariane Struve (Turtle Entertainment).

„Einfach nur ein peinlicher Fehltritt von Cosmopolitan und W&V mit einer schlecht durchdachten Kampagne“, so Ingrid Breul und Julia Prockl auf netz-reputation.de

Samstag, 19. Juni 2010

Wochenplan

Sommeranfang (gnihihi), MUNICH INTERNATIONAL short film festival, Fußball-WM, Social Media Club / Puerto Giesing, Pressevorführungen „Adèle“, „Mammuth“ und „Le refuge“, BLM-Forum „Werbung ade - neue Erlösmodelle passé?“, Online-Stammtisch / P1, Themenabend F. Scott Fitzgerald / Filmmuseum, Vernissage Mel Ramos & Sommerfest / Villa Stuck, Filmfest München, Hof-Flohmärkte Lehel & Glockenbachviertel, Tele 5 Director's Cut / Praterinsel, Copy (this) magazine / Lothringer 13 Laden

Dienstag, 15. Juni 2010

Bunte fabuliert am Leuchttisch

Sportlich wirken „Bunte“-Redakteure in der Regel eher nicht, weshalb es mich auch nicht wundert, wenn man in der Arabellastraße offenbar noch nichts von der Trendsportart Stand up Paddeln (SuP) mitbekommen hätte. So kommt es, daß die Redaktion angesichts dieses Pierce-Brosnan-Bildes fantasiert: „Eigentlich wollte er surfen, aber dann kam eine Flaute auf“, und wahrscheinlich hat Q dem 007 einen Zauberpaddel mit in den Ruhestand gegeben, der sich im Trikot verbirgt und bei Flaute entfalten läßt. Fragt doch SuP-Fan wie Jens Lehmann und Oliver Bierhoff oder glotzt beim nächsten Trip an den Starnberger oder Tegernsee einfach nicht den Mädels ins Dekolleté, sondern schaut, was auf dem Wasser los ist.

Montag, 14. Juni 2010

Petit Déjeuner Musical (81): Sexy Sushi

Messieursdames, Sexy Sushi! (Am 18. Juni spielen sie im Berliner Bang Bang Club)




Sexy Sushi Live au Fond Du Jardin du Michel 2010
Hochgeladen von FactCreation. -


Sexy Sushi - A bien regarder
Hochgeladen von Scopitone_festival. -

Katrin Müller-Hohensteins „innerer Reichsparteitag“ (Updates)

Fernsehen, insbesondere Live-Fernsehen und ganz besonders Fußball-übertragungen sind ein flüchtiges Medium, aber es versendet sich – anders als „Die Welt“ uns in einer ersten, den Faux-pas auch noch ausgerechnet mit „Euphorie“ erklärenden, inzwischen geänderten Meldung dazu glauben machen wollte – eben nicht, wenn zur Halbzeitpause des Deutschland-Spiels kommentiert wird: „Und für Miroslav Klose ein innerer Reichsparteitag, jetzt mal ganz im Ernst, dass der heute hier trifft.“
 
Und wenn Katrin BedauernMüller-Hohenstein sich für ihre verbale Entgleisung entschuldigen oder gar härtere Konsequenzen ziehen sollte, wird man mit Sicherheit wieder die Twitterer und Blogger dafür verantwortlich machen, wenn sie sich das in ihrem unerschütterlichem Mangel an Selbstvertrauen nicht schon gleich selbst präpotent ans Revers heften. Dabei ist nur einer schuld, die ZDF-Moderatorin selbst.
Natürlich ist nicht jeder davor gefeit, sich im „Wörterbuch des Unmenschen“ zu bedienen, das verniedlichende „Reichskristallnacht“ kam mir früher ebenso aus dem Mund – weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß es jemand verharmlosend verstehend könnte. Oder Goebbels' infames „Journaille“  – weil ich den Zusammenhang nicht kannte, aber das änderte sich in dem Augenblick, in dem mir der Kontext und die Wirkung dieser Worte bewußt wurde (während etwa ein Don Alphonso da weniger Skrupel zeigt).
Selbst der „innere Reichsparteitag“ entschlüpft mir im Privatgespräch gelegentlich und führt dann dazu, daß mich Mo oder andere Freunde dafür kritisieren. Und das zurecht. Denn anders als bei der „Reichskristallnacht“ oder „Journaille“ ist die Konnotation beim „inneren Reichsparteitag“ eine ausschließlich positive, letztendlich Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ und „Sieg des Glaubens“ fortführende (update: oder vielleicht doch nicht?).
Von der Journalistin, die nicht (mehr) für einen regionalen Larifari-Sender, sondern das öffentlich-rechtliche ZDF arbeitet, kann man erwarten, daß sie es besser weiß, zumal sie als Erlangerin auch noch lokalen Bezug zum Nürnberger Reichsparteitagsgelände haben wird.
Wer Carmen Thomas' „Schalke 05“ zum Maßstab nimmt, kann nur hoffen, daß sich Müller-Hohenstein angemessen, das heißt persönlich und nicht via Vorgesetztem entschuldigen wird.

Updates:  Niggemeier findet's nicht schlimm und schiebt einen Autobahn-Witz hinterher. Die 11 Freunde sehen es kritischer. Blogmedien bekennt sich zu einer eigenen sprachlichen Entgleisung.
Spiegel Online: „Zudem warnte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, vor Hysterie. 'Die Moderatorin hat es bedauert, das ZDF hat es bedauert. Da gibt es deutlich keine böse Absicht', sagte er der 'Leipziger Volkszeitung' (Dienstagausgabe). 'Ich glaube, dass ist ihr einfach so rausgerutscht', sagte Graumann. Der Begriff sei inzwischen leider zu einem umgangssprachlichen Idiom geworden. 'Viele Menschen denken gar nicht an die NSDAP in dem Moment, wenn sie es sagen.'

„'Ein innerer Reichsparteitag' - das ist nicht Nazi-Sprache. Das ist vielmehr gerade die Persiflierung des bombastischen Nazi-Jargons, wie er im Dritten Reich gang und gäbe war. Das ist, wie man damals gesagt hätte, Berliner Mutterwitz, frech, respektlos, nicht ohne Anteile von Zynismus, wie sie ja auch im Wort von der 'Reichskristallnacht' aufscheinen, welches das verbrecherische Spektakel des Pogroms vom 9. November 1938 als staatsoffiziellen Budenzauber entlarvte, den die Nazis als 'spontane Äußerung des Volkszorns' verkaufen wollten.“ Tilmann Krause in der „Welt“

„Die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein ist sprachlich schwer entgleist, als sie beim WM-Torschützen Miroslav Klose nach dessen Tor auf 'inneren Reichsparteitag' erkannte. Für den handelsüblichen Nazi-Alarm reicht das nicht.“
Joachim Huber im „Tagesspiegel“

Im großen Wochenend-Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom 16. Januar 2016 erklärt Katrin Müller-Hohenstein darauf angesprochen:  „Kollege Manni Breuckmann hat mir mal erzählt, dass er das auch mal gesagt hat. Ich habe das –wie er auch – völlig sinnentleert gemeint. Trotzdem: wenn ich einem einzigen Menschen damit zu nahe getreten bin, war’s einer zu viel.“ (Vollständiges Interview via kostenpflichtigen Blendle-Link.)

Dienstag, 8. Juni 2010

Nordsee: Brot ist der neue Sandwichbelag!

Nachdem Kentucky Fried Chicken mit dem Double Down das brotlose Sandwich erfunden hat, gibt Nordsee in seiner aktuellen Aktionswoche Contra: Baguettebrötchen und Matjes wie gehabt, aber mit einer Scheibe Pumpernickel als zusätzlichen Brotbelag.
Eigentlich als Kuriosum nur einen Tweet wert, aber nachdem Nordsee mir die Veröffentlichung des Fotos verbieten will, verdienen sie the full treatment.

Samstag, 5. Juni 2010

Wochenplan

Programm-PK des Münchner Filmfests / Rundfunkhaus, Pressevorführungen von Radu Mihaileanus „Das Konzert“, „Der kleine Nick“„Please give“ und „Sandmännchen“, media coffee „Kommunikation 2020 – Aufbruch in ein neues Informationszeitalter?“ / Haus der Bayerischen Wirtschaft, Vernissage Family Files / Jüdisches Museum, Vernissage Arnulf Rainer / Alte Pinakothek, Benjamin Stein & Axel Milberg / Literaturhaus, DLDwomen, Vernissage Ian Kiaer / Kunstverein, Fußball-WM, Schwabinger Hofflohmarkt