Samstag, 1. Dezember 2007

Manche nennen es Arbeit

Ich nenne es Selbstdarstellung, hundert Euro dafür zu kassieren, daß ich im Lothringer 13 aus dem Nähkästchen der digitalen Bohème plaudern durfte. War quasi ein Soloauftritt – nein, nicht mangels Zuschauern, sondern weil die Hauptreferentin Kira Marrs krank im Bett lag. Nachdem es um zwanzig vor noch völlig leer war, kamen doch noch ein paar mir völlig Unbekannte. Alexa und Nicole blieben gegenüber auf der Float-Opening-Party hängen, wo ich dann später auch noch Monika Schaub (derzeit: Kunstmann Verlag; demnächst: Blumenbar Verlag) traf, die mich neulich für einen Artikel im „BuchMarkt“ abgelichtet hat.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hmm, schade, schade, dass ich jetzt hier plötzlich nur noch als Blogger/Google-Nutzer hier einen Kommentar mit Link hinterlassen darf...

Dann eben als Quasi-Anonymus bzw. unverlinkter Nicknamer: Wie war der Abend denn?

mawa

Dorin hat gesagt…

Den Link kannst Du doch per html in Deinen Text einbauen, beispielsweise: mawas Isarstadt-Blog.

Wie war der Abend? Hm, ich weiß nicht. Bin grundsätzlich nie zufrieden mit meinen Abenden, ob es sich nun um eine Geburtstagsparty, ein Stehrumchen oder einen Vortrag handelt.

Da die Marrs ausgefallen ist und die Technik streikte, war mein ganzes Konzept ruiniert. Maria von der Galerie, die auch die Bohème-Ausstellung kuratiert hat, hielt eine kurze soziologische Einführung zur Renaissance der Bohème, dan laberte ich eher ungeordnet Gefühlte anderthalb Stunden lang und zum Schluß gab es doch noch den Videostream mit Lobo & Friebe zu sehen.

Einige meiner Grundthesen: Ob ich nun Wikipedia nehme, wo die Bohème nonkonformistisch, authentisch, selbstbestimmt charakterisiert wird oder Lobos/Friebes Statement, „ein selbstbestimmtes Leben zu führen, dabei die Segnungen der Technologie herzlich umarmen und die neusten Kommunikationstechnologien dazu nutzen, ihre Handlungsspielräume zu erweitern“ – all dies kann man auch als Angestellter machen, wenn man einen Arsch in der Hose hat.

Die Differenzen zwischen Fest und Frei verschwimmen. Während früher eine Anstellung bei Siemens eine Lebensstellung war oder etwa die Arbeitslosenversicherung einen Schutz darstellte, sind heute die Angestellten verstärkt Verhältnissen ausgesetzt, wie sie typisch für Freiberufler waren.

Umgekehrt nimmt die Bohème immer stärker Züge eines Angestelltendaseins an. Stichwort: das Café als Büro. Handy und Laptop verwandeln das Kaffeehaus vom Dolce Farniente (den Mädels nachschauen, streiten, Zeitung lesen, vor sich hindösen) in ein geschäftiges Tun vereinsamter Individuen, die stur aneinander vorbei chatten, bloggen, surfen.

Immer mehr Menschen betätigen sich im Sinne der Bohème: Plattformen wie YouTube, Flickr, die Blogs machen immer mehr Menschen zu Künstlern, Kreativen.

Der digitale Fortschritt untergräbt die Produktions- und Vertriebshoheit der Konzerne. Jeder kann jetzt ohne Kapitalaufwand Filme drehen, Musik aufnehmen, Zeitschriften gründen, Fernsehen machen und weltweit sein Publikum finden.

Soweit ein paar Stichworte aus meinen Wortkaskaden.

Anonym hat gesagt…

"All dies kann man auch als Angestellter machen, wenn man einen Arsch in der Hose hat." und "Während früher eine Anstellung bei Siemens eine Lebensstellung war oder etwa die Arbeitslosenversicherung einen Schutz darstellte, sind heute die Angestellten verstärkt Verhältnissen ausgesetzt, wie sie typisch für Freiberufler waren." Danke. Ganz ironiefrei. Das fasst ganz schön die - selbstverständlich immer wieder selbst in Frage gestellte - eigene Situation zusammen. Schade, dass ich an dem Freitag (anders als geplant) nicht konnte. Angestelltenalltag. Der (n der Fretag) immer mehr an den (ebenfalls bekannten) Freienalltag erinnert.

Trotzdem: Das Kommentieren ist nicht schön. So.