Freitag, 11. Juli 2008

Vom halbinfantilen, halbdevoten Schnurren

„Bruni singt mit dieser ihr eigenen sommerseidigen Stimme, einer Art akustischem Negligee, durchsichtig, gehaucht, verweht, eine Stimme, die oftmals von der eigenen Sensibilität erschöpft zu sein scheint.

Man muss nicht soweit gehen wie die Rezensentin des Telegraph, die in diesem Tonfall eine 'Softcore-Tradition' erkennen will, aber es ist schon ein merkwürdiges Schönheitsideal, dem viele französische Sängerinnen von Jane Birkin bis zu Coralie Clement huldigen, dieses halbinfantile, halbdevote Schnurren, so eine Mischung aus 'Könnten Sie mir mal helfen, die Schuhe zuzubinden' und 'Jetzt mach endlich mein Mieder auf!'"

Alex Rühle in einem sehr schönen, ausführlichen Feuilleton-Aufmacher über Carla Bruni in der „Süddeutschen Zeitung“ heute

(Foto: Edel/Claude Gassian)

Beckstein der Titan

Seilartist, Freistoßspezialist und nun heute in der Münchner „Abendzeitung“ auch noch Titan im Tor. Liegt's am Sommerloch oder will der Politgreis mit übertriebener Sportlichkeit über sein politisches Phlegma hinwegtäuschen? Dann aber bitteschön her mit Günther Becksteins Laktatwerten!

Donnerstag, 10. Juli 2008

Sind Redaktionen käuflich?

Im Mai hatte „Kontraste“ nicht nur der „Bunten“ vorgeworfen, Pharmaunternehmen könnten in vielen deutschen Zeitschriften Medikamente redaktionell gegen einen Druckkostenzuschuß („Bunte“: 4 Seiten für 30.000 Euro bei zwei Monaten Vorlauf) plazieren („das läuft dann nur über die Chefredaktionen“). Nicht ohne in der Sendung schriftliche Statements von Riekel und dem Burda-Verlag einzublenden, die dem widersprechen. Das war offenbar nicht genug, heute abend kam eine offizielle Gegendarstellung Patricia Riekels zur Ausstrahlung (noch nicht unten online): Wiederum mit der Feststellung, daß die „Bunte“-Redaktion nicht käuflich sei. Im Redaktionsschwanz beharrte das „Kontraste“-Team aber darauf, daß der Vorwurf verbotener Pharma-Werbung monatelangen Recherchen und verschiedenen, voneinander unabhängigen Quellen entspränge.

Bug oder Spam bei Navteq?

A star is born





Kick it like Beckstein

Von einer Midlife-Crisis mag ich bei einem 64-jährigen Landesvater nicht sprechen, aber ich finde es schon beängstigend, wie Günther Beckstein erst den Bergfex markiert und jetzt – wie Kassian Stroh von der „SZ“ heute enthüllt – bei der morgen startenden „Kick it like Beckstein“-Kampagne der Jungen Union auch noch den Rasen-Rastelli gibt.

Update: Siehe auch Beckstein als Torwart.

(Ausriß: Bayern-Teil der heutigen „Süddeutschen Zeitung“. Technical support: f.k.)

Tear down this gate

Als ich Anfang der neunziger Jahre noch für den „Playboy“ als Stringer gearbeitet habe, erhielt ich einen Spezialauftrag. Das Mutterblatt wolte sein US-Playmate des Jahres auf dem Brandenburger Tor fotografieren und naiverweise habe ich einfach beim Regiermeister angefragt. Eine Antwort habe ich nie erhalten, aber am nächsten Tag zierte mein Anliegen die „BZ“ als Schlagzeile à la „Amis wollen Brandenburger Tor entehren“. Barack Obama scheint es da heute nicht viel besser zu ergehen, wenn auch zumindest mit Wowereit ein wesentlich lockererer Poltiker die spröde Stadt regiert.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Oversexed and underfucked?

Nachdem ich nun über ein Jahr nichts mehr von Ariadne von Schirach gehört habe, freue ich mich um so mehr, daß sie ihre alte Heimat besucht und am 2. August im Laden der Lothringer 13 aus ihrem Buch lesen und darüber diskutieren wird.

(Foto: Goldmann Verlag/Özgür Albayrak)

Bohne to go

Damit's den Stammgästen nicht fad wird, gibt's jetzt im Schumann's ein neues Schmankerl zum Mitnehmen. Die hauseigene Espressoröstung zum Heim- oder Bürobrühen. Das Pfund Caffé der Pasticcerie Nannini für 12 Euro.

Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen schafft gelegentlich für den Laden, hat aber sein Pfund Bohnen Kaffee ordnungsgemäß voll bezahlt.

Statt Twitter (11): Model gesucht

Hat einer meiner weiblichen Fans Zeit und Lust, morgen spätnachmittags mit mir für einen „Stern“-Fotografen zu posieren?

Dienstag, 8. Juli 2008

Geistermeldungen



Zwar im Vorprodukt, aber nie veröffentlicht... Doch wie ich mir gestern abend von verschiedenen Besuchern des Media Coffee sagen ließ, werde ich eh unverhältnismäßig oft bei Turi zitiert.

Rechtssicherheit à la Wilfried Blume-Beyerle

Erst das Bundesverfassungsgericht konnte der Stadt München klar machen, daß Demonstrationsfreiheit ein wertvolles wie gebührenfreies Gut ist, weshalb es einen Gebührenbescheid des Kreisverwaltungsreferats für verfassungswidrig erklärte (BVerfG, 1 BvR 943/02 vom 25.10.2007) und den Vorgang ans Bayerische Verwaltungsgericht zurückverwies. Als ich mich dort nach dem Stand der Dinge erkundigte, erfuhr ich, daß das Verfahren ohne neues Urteil beendet worden sei. Den Grund hat mir jetzt Greenpeace verraten:

„Gegen uns waren zwei Gebührenbescheidsverfahren nach Versammlungsanmeldungen in den Jahren 1998 und 1999 anhängig. Bevor es zu erneuten Verhandlungen vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht kam, hat die Stadt ihre Bescheide zurückgezogen, so dass in einem Fall ein bereits terminierter Gerichtsverhandlungstermin hinfällig wurde.

Bei dem Verfahren des 1998-er Gebührenbescheides war ein Verhandlungstermin für den 04.06.2008 angesetzt. Die Stadt nahm ihren Bescheid am 03.06.2008 zurück.

Bei dem Verfahren des 1999-er Gebührenbescheides (in dieser Sache hatte das BVerfG entschieden) nahm die Stadt ihren Bescheid am 14.04.2008 zurück. Hier war noch kein erneuter Verhandlungstermin vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht anberaumt worden.

Einen Vergleich haben wir zu keinem Zeitpunkt mit der Stadt geschlossen.“

Das Kuriose ist nun aber, daß die Stadt bei anderen Organisationen und Bürgern gleich lautende Gebührenbescheide, die sogar erst nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts erlassen wurden, weiterhin aufrecht erhält, einzutreiben versucht, bis Mai 2008 einen „Bestandsschutz“ für sich reklamiert und von „Rechtssicherheit“ spricht, diese aber offenbar ignoriert. Aber wer sich wie die Landeshauptstadt verfassungswidrig verhält, den stört wohl auch nicht, daß er mit seinen Bescheiden willkürlich verfährt, die einen aufhebt und die anderen nicht...

Focus doch nicht so zweinullig
(mit Updates!)

Ex-Milchstraßen-Midas Dirk Manthey macht zur Zeit mit seinem nächste Woche startenden Branchendienst Meedia.de eine ziemliche Welle. Und bislang dachte ich, daß dies von Hamburg aus geschieht, „in der alten Piano-Fabrik am Schulterblatt“, wie der gewöhnlich gut informierte Thomas Knüwer nicht nur schreibt, sondern auch mit Bildern belegt. Doch dann las ich heute morgen bei Focus Online, Peter Turi würde „der Berliner Redaktion ein enormes Potenzial“ prophezeien. Also was nun, Hamburg oder Berlin? Vom gestrigen Media Coffee noch ganz aufgepeitscht und überzeugt, in dieser modernen Medienwelt nicht mehr nur Empfänger zu sein, sondern mit den Focus-Onlinern kommunizieren zu können, frug ich dann eben über deren Kommentarfunktion an, was denn nun richtig sei, Berlin oder Hamburg. Und bekam umgehend die Abfuhr: „Ihr Beitrag: Berlin - oder doch hamburg? In der Berliner Redaktion? Sitzt sie nicht am Schulterblatt in Hamburg? wurde von uns nach Prüfung durch einen Administrator nicht veröffentlicht.“ Und d Den Fehler haben Jochen Wegner seine Mannen auch noch nicht inzwischen korrigiert...

Updates: Um 10.19 Uhr hat jemand bei Technorati nach „Jochen Wegner“ gesucht und von dort auf diesen Beitrag geklickt.

Um 10.20 Uhr (oder früher) hat Focus Online den Beitrag korrigiert, aus der Berliner eine Hamburger Redaktion gemacht, aber vergessen, den Berlin-Tag in Hamburg umzuändern.

Ebenfalls um 10.20 Uhr erreicht mich diese Mail:
„Sehr geehrter User,
in der Flut der Kommentare, die uns täglich erreichen lassen sich vereinzelte Fehlentscheidungen leider nicht immer vermeiden. Ihr Kommentar wurde fälschlicherweise nicht als Hinweis an die Redaktion verstanden.
Nachträglich wurde er nun an den zuständigen Redakteuer weitergeleitet.
Vielen Dank für Ihren Hinweis und freundliche Grüße
Die Community-Redaktion“

Hm, also habe ich nicht gegen die Netiquette verstoßen, sondern Focus veröffentlicht grundsätzlich keine Kommentare, die der Redaktion Hinweise geben?

Um 11.44 Uhr hat Focus Online meinen Kommentar doch noch freigeschaltet.

Montag, 7. Juli 2008

Statt Twitter (10): Unilife live or Tales from the Crypt

Von allen toten Schriftstellern muß ausgerechnet Fritze auf mich stehen...

Kopflose Antworten

Erst hielt ich Peter Schwierz' Angebot für das übliche unverbindliche Geschwurbel, aber beim Media Coffee heute abend wollte mich Peter Turi doch tatsächlich für seinen Koepfe2-Fragebogen vor die Kamera zerren, und auf meine sanften Einwände hin appellierte er sogar an den vermeintlich bloggertypischen Exhibitionismus. Glücklicherweise hatten dann doch Big Shots wie Hans-Jürgen Jakobs (im Bild), Mercedes Riederer und Dirk "Red Socks" Ippen Vorrang und ich konnte mich auf Rumänisch verabschieden. Aber da ich nun mal eine Rampensau bin, hier meine vorbereiteten Antworten auf Turis Fragen.

Was wollte ich als Kind werden?Berufssoldat bei der australischen Armee.

Der beste Rat meiner Mutter?Sag Bescheid, wenn Du Geld brauchst.

Das treibt mich an.Sex.

Das törnt mich ab.PowerPoint-Präsentationen.

Ich habe unterschätzte Talente als…Führungskraft in Medienkonzernen.

Meine heimliche Schwäche...Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker.

Ich würde alles geben für ein Abendessen mit...Sophie Marceau.

Mein Vorbild als Medienmacher.Kurt Nane Jürgensen.

Meine drei persönlichen Lieblingswebsites.Chicksnbreasts, Rivva, Friendfeed

Drei Medien für die einsame InselJörg Fausers Gesamtausgabe. Die „Action“-DVD. Mein iPod.

Eine gute Fee gewährt mir drei Wünsche.Elisabeth Burda Furtwängler heiratet mich. Ich komme nach meinen Vorfahren und werde steinalt. 1860 wird erneut Deutscher Meister.

Das will ich am Tag meiner Beerdigung auf keinen Fall hören.Muß das so frühmorgens sein?

Manueller Trackback:
Flensburg Online

Samstag, 5. Juli 2008

Bunte hilft dem SZ-Magazin

Sonst schreibt die „Süddeutsche“ gern und nett über Patricia Riekel, jetzt hat sich die „Bunte“ mal revanchiert und schenkt dem „SZ Magazin“ Traffic. Im Online-Voting des People-Magazins wird ein Interview mit den „Tatort“-Kommissaren Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec verquizt, und nicht ganz zufällig ist in der URL von sz-magazin_aid die Rede.

Das Rückgrat der Einzelkämpfer

Süddeutsche Zeitung: Wie wird man zum Einzelkämpfer?
Dieter Hildebrandt: Indem man bei dem bleibt, was man sich gedacht hat. Das ist ganz einfach. Eines Tages steht man dann allein da.
Peter Gauweiler: Man lebt so auch besser.
Hildebrandt: Eigentlich ja.
Gauweiler: Man lebt irgendwie besser, weil man es nicht dauernd allen recht machen muss.“

Aus dem Doppelinterview der „SZ“ mit dem Kabarettisten und dem CSU-Politiker heute.

Adieu, Nicolaus

In der Berliner Ludwigkirchstraße, wo er zwischen smaragdgrün gestrichenen Wänden residierte, steht noch sein Name an der Klingel, und in meiner Erinnerung blieb er der alterslose, geistreiche, jugendlich neugierige Erotoman und Akademiker, und allein dieses Begriffspaar in ein und derselben Person vereinigt zu haben, ist eine Lebensleistung. Kennengelernt haben wir uns im Berlin der neunziger Jahre. Seine Mutter, eine Rumänin, hatte zwischen den Weltkriegen einen Salon geführt, in dem unter anderem auch Sergiu Celibidache verkehrte. Und da mein Vater Celi kannte und damals auch als Korrespondent in Berlin war, bildete ich mir stets ein, wie sie alle in dem Grunewalder Salon aufeinandergetroffen sein müßten. Und selbst wenn nicht, war die Spekulation für mich Grund genug, den Sohn, der altersmäßig mein Vater sein konnte, kennenzulernen.

Ich fremdelte in seinem Salon, unter all diesen Akademikern, Bildungsbürgern und Diplomaten. Er fremdelte, wenn ich ihn auf meinen Zug durchs Berliner Nachtleben mitnahm. Wir fremdelten gern miteinander. Dann verließ ich Berlin, um ausgerechnet nach Strasbourg zu ziehen, wo er nach vielen Jahren im europäischen Dienst seine Familie zurückgelassen hatte. Zu Weihnachten fand er auch dorthin zurück und wir trafen uns noch ein letztes Mal in einem Café, 1999? Seitdem war ich öfters in Berlin, traute mich aber nie, ihn anzurufen. Sein Salon fand auch nurmehr sporadisch statt. Die Gesundheit. Ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn schätzen und lieben gelernt hatte. Nicht mehr jung, nicht mehr gesund, auch nicht wirklich glücklich, aber unglaublich offen, lebensgierig und agil. Vor ein paar Jahren haben wir dann noch einmal telefoniert, und natürlich fragte er zuerst nach den Mädchen, die er mit mir kennengelernt hatte. Freitag ist Nicolaus Sombart nach einem Jahr im Krankenhaus in der Nähe von Strasbourg gestorben.

Updates: „Dass Günter Grass den Nobelpreis für Deutschland bekommen hat und nicht ich, das sagt doch schon alles über die Welt, wie sie heute ist.“ Sombart, zitiert von Volker Weidermann in dessen Nachruf in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 6. Juli.

„In zunehmend indiskreten Memoirenbänden gab er virtuos und maliziös den geistig-erotischen Abenteurer. Dieses Wunschbild kultivierte der Ergraute gern auch mit einer Corona von Anhängern in seiner Berliner Wohnung - ein Causeur, der wusste, dass er nur fesselte, solange er im Gespräch blieb“,
so der „Spiegel“ in seinem Nachruf vom 14. Juli 2008.

Interview mit Arno Widmann anläßlich von Sombarts Tod im DeutschlandRadio Kultur. Eike Gebhardt erinnert sich im Deutschlandfunk an Nicolaus Sombart.

Nachruf von Tilman Krause in der „Welt“. Eva Behrendt in der „taz“ über den Dandy und „Albtraum aller Kellner, Taxifahrer und Krankenschwestern“. Gunnar Decker im „Neuen Deutschland“.

„Tagesspiegel“-Meldung. Alexander Cammanns ausführlicherer Nachruf im „Tagesspiegel“.

Blogs: Shirley Temple, ReadingEase.

„Die Wohnkultur der Schlösser ist bis heute unübertroffen und vorbildlich. Der Schlachtruf 'Friede den Hütten, Kampf den Palästen!' hat nicht dazu geführt, daß alle einen Anspruch darauf haben, in Palästen zu leben. Er hat dazu geführt, daß alle sich mit der Existenz in einer Hütte bescheiden müssen.“
Nicolaus Sombart in einem von mir 1998 bestellten Beitrag über Befindlichkeiten moderner Wohnkultur.

„Diese Veranstaltungen, bei denen der alte Herr in tief gelegenem Sessel sich so setzte, dass er die langen Beine diverser junger Damen, die teilweise den obskursten Gewerben nachgingen, bewundern konnte und von seinen publizistischen wie erotischen Erfolgen erzählte: Sie langweilten doch kolossal. Sie langweilten auch deshalb, weil nie jemand wagte, rhetorisch das Ruder herumzureißen und sich selbst in Szene zu setzen. Aber wo hätten es die Koryphäen aus dem Wissenschaftskolleg oder den Berliner Universitäten auch hernehmen sollen? Sie waren allesamt keine Meister der Konversation, vielmehr ungewandt, linkisch, und, im Gegensatz zum Herrn des Hauses, der wenigstens in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voranging, auch kaum zum Flirten aufgelegt.“ Tilman Krause in der „Welt am Sonntag“ vom 3. Januar 2016 über Nicolaus Sombart und die Kunst, einen literarischen Salon zu führen oder dort zu glänzen.

Fotos: Clemens Menne (oben); privat (unten)

Becksteins Seilschaft mit dem BR

Wer sich fragt, wie es der Bayerische Rundfunk geschafft haben mag, bereits Mitte des Jahres sein Produktionsbudget um 10 Millionen Euro zu überschreiten, sollte sich mal den Trailer unten mit Gerd Rubenbauer für den am Montag zu verleihenden Sportpreis des bayerischen Ministerpräsidenten anschauen, der mit einigem Aufwand in der Kuppelhalle der Staatskanzlei gedreht worden ist. Und ich weiß nicht, ob ich es cool finden soll, wie sich Günther Beckstein für diese Trickserei hergegeben hat, oder ob man sich ärgern soll, wie der Politiker hier den Sportmax markiert.

Manuelle Trackbacks: Turi, Die Gefühlskonserve.

Update: Siehe auch Beckstein als Beckham und Beckstein als Titan.

Liebe oder Staatsraison


Die Vorstellung, daß bei einem europäischen Gipfeltreffen die Wahrheit nicht an den Polizeisperren endet, sondern mitten in das Reich der diskreten Diplomatie und eitlen Selbstdarstellung getragen wird, ist märchenhaft. Aber es ist ein schönes Märchen. Und der britische Fernsehfilm „The girl in the café“ macht es einem leicht, wieder an Märchen zu glauben. Ein kleiner, sensibler, poetischer Film über einen verknöcherten Spitzenbeamten, den eine Zufallsbekanntschaft wachrüttelt. Mit den eh meist großartigen Bill Nighy und Kelly MacDonald auf der Höhe ihrer schauspielerischen Kunst. Um so ärgerlicher ist es, wieviel Ungemach diesem Meisterwerk widerfährt. Sat.1 hat letztes Jahr ein schauderhaftes Remake verbrochen. Die arte-Redaktion deutscht das bittersüße Original für die Ausstrahlung heute abend um 22.45 Uhr als „G8 auf Wolke Sieben“ ein. Und eine „Komödie“ ist es auch nicht gerade, denn nicht alle Märchen enden gut.



(Foto: arte F/Tightrope Pictures/Joss Barratt)

Freitag, 4. Juli 2008

My Generation: Die unbarmherzige Wahrheit

Schön, daß der „Stern“ meiner Generation eine Serie widmet, aber wenn ich das Cover sehe, tut es doch irgendwie weh... Auch wenn in dem Alter das Beste angeblich noch kommt.

Vorläufig wieder online

Am 23. Juni war der Termin, keine zwölf Tage später stehen die DSL-Leitung und Hardware von 1&1 dann tatsächlich und ich bin wieder online. Wenn auch wohl nur vorübergehend, denn die spekulieren darauf, daß man damit bereits glücklich genug ist, um jedem weiteren Streit aus dem Weg zu gehen. Von wegen. Nächste Woche geht meine Klage auf mehrere hundert Euro Schadensersatz sowie fristlose Kündigung wegen arglistiger Täuschung und Leistungsverzug raus. Arbeite aber bereits an einem parallelen DSL-Anschluß, der dann hoffentlich vom Mitbewerber korrekter installiert wird.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Mehr Licht!

Um nicht immer nur über das Zeitalter der Finsternis zu klagen, will ich auch mal loben: „Die Zeit“ digitalisiert alte Beiträge aus der Pre-Web-Zeit wie diese Buchrezension, in der aus dem „Münchner Buch-Magazin“ zitiert wird. Nur Benedikt Erenz' Lob meiner zweisprachigen Ausgabe der Gedichte Emily Brontës im Popa-Verlag aus eben jener Zeit kann ich noch nicht online finden...

Update: Inzwischen ist Benedikt Erenz' Nachlese von der Frankfurter Buchmesse 1984 natürlich auch online:
„Überraschungen? Neue Namen? Das Neue ist zum Teil recht alt: Es sind die Neuentdeckungen, Wiederentdeckungen, Früchte einer Nachlese, die eigentlichen Überraschungen dieser Buchmesse. Im Manesse Verlag die lang schon fällige Neuedition eines Meisterwerks der englischen Literatur, Charlotte Brontës "Villette", und der kleine Münchener Popa-Verlag ergänzt mit Gedichten der Schwester Emily: Erstmals in einer deutschen Übersetzung, vorzüglich besorgt von Elsbeth Orth, eine Auswahl von sechzig Gedichten der Dichterin der "Wuthering Heights".“

Seepferdchen siegt

Was hat der neue DeLight Vibrator der Fun Factory mit dem iPod, adidas Bounce S oder BMW 3er Cabrio gemeinsam? Sie alle wurden letzte Woche für ihr hervorragendes Design mit dem red dot award 2008 ausgezeichnet. Der Edel-Brummer übrigens zusammen mit Naßrasierern, Sonnenschirmen und Saunen in der Kategorie „Wellness-Accessoire“. Ich hätte da eher auf Unterhaltungselektronik getippt...

Dienstag, 1. Juli 2008

Schlägt XING Kress, Turi & Co?

Wahrscheinlich ist es nur mein subjektives Empfinden, aber inzwischen erfahre ich via Xing mehr interessante Personalien als über die einschlägigen Mediendienste. So etwa, daß Olaf Holzhäuser nach nicht einmal einem Jahr zu Burda zurückkehrt und zwar in die Verlagsleitung der „Elle“. Kein Wunder, das Social Marketing der Betroffenen ist nun mal fixer als der Schwurbelmechanismus der entsprechenden hauptamtlichen Verlagskommunikatoren.

Update: Einen Tag später auch offiziell bei Kress und Turi.

Das P1 macht auf Kommune 1

Nichts gegen meine Lieblingsdisse, aber wenn jetzt schon das P1 auf Revolte macht und für sein Sommerfest mit einem Bild der Kommune 1 wirbt, dann raufe selbst ich desillusionierter, zum Zyniker gewordener Alt-Nach-68er meine längst grau gewordenen Haare. Und das nicht nur, weil als Highlight dieser „Generation of love“-Party am 15. Juli ausgerechnet eine Modenschau der BH-Spießer von Triumph angekündigt wird. Fehlt nur noch, daß dort Natalie Avalon ihre Titten ins Blitzlichtgewitter hält...

Update: Die Bildergalerie der sueddeutsche.de vom Fest bestätigt die schlimmsten Befürchtungen.

Sonntag, 29. Juni 2008

FAQ (Fuck?) 1&1

Sieben Tage ohne DSL, allmählich erreiche ich den Robinson-Crusoe-Grad und frage mich, ob ich all diese Verträge, DSL, Festnetz, Handy brauche, oder ob es nicht reichen würde, bei Bedarf an Hot Spots erreichbar zu sein.

Das 1&1-DSL-Netz fällt ja öfters aus, am 29. Mai aus mir unbekannten Gründen hier in der Region, letzten Mittwoch und Donnerstags traf das Unwetter dann nicht nur die Fußballübertragung, sondern sorgte auch bei 1&1 für Ausfälle der DSL-Leitung.

Wie mir Telekom-Sprecher George McKinney versicherte, war der magentafarbene Riese davon nicht betroffen, weshalb man die Netzpolitik von United Internet nur bedauern kann, und ich ganz besonders. Schließlich bin ich nicht nur gewitterbedingt ein, zwei Tage offline gewesen, sondern derzeit bereits eine ganze Woche. Und nicht aufgrund höherer Gewalt, sondern wegen der Geschäftspolitik der Jungs in Montabaur.

Denn was 1&1 in seiner Werbung verschweigt: Seitdem sie beziehungsweise ihr Mutterkonzern United Internet nicht mehr mit der Telekom, sondern mit Telefonica und QSC zusammenarbeiten, bedeutet selbst für alte 1&1-Kunden ein Tarifwechsel wie meiner zwingend, daß die alte (Telekom-)Leitung gekündigt und ein Neuanschluß installiert werden muß. Sprich: In der Regel 48 Stunden ohne DSL-Leitung.

Dazu kommt das mysteriöse Hin und Her mit der fürs 16000er-DSL erforderlichen Hardware. Der Bandansage von 1&1 zufolge ist diese gar nicht lieferbar. Glaubt man telefonischen Auskünften dagegen, wäre sie schon vorrätig. Nur liefert sie 1&1 nicht wie die Mitbewerber rechtzeitig zum Anschlußtermin, sondern erst, wenn die Telekom den Neuanschluß quittiert hat, das heißt, frühestens einen weiteren Tag später.

Da 1&1 weder in seiner Werbung, noch in den Tarifangeboten oder Verträgen auf den zwingenden Leitungsausfall hinweist, würde ich von arglistiger Täuschung sprechen. Zumindest ich hätte keinen Tarifwechsel bei meinem Anbieter in Auftrag gegeben, wenn mich jemand darauf hingewiesen hätte, daß ich damit mehrere Tage offline bin.

Update vom 30. Juni: An der Telekom liegt's nicht, die hat den 1&1-Anschluß bereits am 23. Juni um 10.34 Uhr geschaltet. Seltsamerweise wurde das aber laut 1&1 erst am 27. Juni quittiert. Die Hardware (Modem!) hat 1&1 aber dennoch selbst am Nachmittag des 30. Juni nicht verschickt und scheint das auch nicht so schnell zu planen. Es müsse erst eine Bestandsprüfung erfolgen, das Ganze wäre ein automatisierter Prozeß und ich bin nun schon den achten Tag und über 288 Stunden offline. Aber sie bitten mich um Geduld!

Update vom 17. September:
Die Bundesnetzagentur mahnt 1&1 ab.

Samstag, 28. Juni 2008

Münchner Media Coffee übernächsten Montag

Offenbar ist jetzt kein Münchner Media Coffee ohne Hans-Jürgen Jakobs denkbar, aber der Chefredakteur der sueddeutsche.de ist ja auch immer für streitbare Beiträge gut. Nur seltsam, daß die Veranstalter von der dpa-Tochter news aktuell immer noch nicht wissen, daß sich der Mann Jakobs und nicht Jacobs schreibt.

Am 7. Juli geht es ab 18.30 Uhr im Haus der Bayerischen Wirtschaft um die Frage: „Im Sog des Internets - Was bleibt übrig von Print, TV und Radio?“

Mit Jakobs diskutieren Rudolf Bögel (Chefredakteur „tz“), Thomas Knüwer („Handelsblatt“, Indiskretion Ehrensache), Mercedes Riederer (Chefredakteurin Hörfunk des Bayerischen Rundfunks) und Malte von Trotha (Geschäftsführer dpa).

„Das Branchenfernsehen turi2.tv wird mit einem Kamerateam vor Ort sein und über die Veranstaltung berichten“ – so der Veranstalter ungewöhnlicherweise in seiner Pressemitteilung. Ist das jetzt nur embedded journalism oder eine bezahlte Partnerschaft?

(Foto: Lukas Barth/news aktuell für den Media Coffee)

Eine Stimme für die Meere

Gemeinsam mit drei Freundinnen trieb er die Idee voran, bis aus ihr 1997 die erste Ausgabe von „Mare“ geworden war. Ohne die Frauen, sagt er, „wäre wohl nur ein Mitteilungsblatt für Meeressüchtige herausgekommen“.

Matthias Hannemann über den „Mare“-Gründer, -Verleger und -Chefredakteur Nikolaus Gelpke in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Das vor zwei Wochen erschienene Porträt ist inzwischen kostenfrei online.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Unwetter legen 1&1-DSL lahm

Wer heute abend bei der 1&1-Störungsstelle anrief, bekam zur Begrüßung gleich eine automatische Ansage serviert, daß es heute zu „Beeinträchtigungen der DSL-Leitung“ käme. Nachdem ich mich zu einer lebendigen Störungsspezialistin durchgeklickt hatte, erfuhr ich die Ursache: Die Unwetter hatten überregional das 1&1-DSL-Netz gekillt. Soll ich mich nun freuen oder ärgern, daß es nicht nur mich trifft: Bin nun den dritten Tag ohne DSL, 1&1 schiebt die Schuld auf die Telekom, läßt sich aber 60 Stunden, nachdem sie meine Leitung mutwillig gekappt haben, dazu herab, die Störungsmeldung weiterzuleiten. To be continued...

Dienstag, 24. Juni 2008

Die Gefahr bei der 1&1 Doppelt Flatrate 16000

Seitdem ich online gehe, bin ich schon oft gewechselt. Von Analog zu ISDN und wieder retour, zu DSL und dort die Geschwindigkeitsstufen hoch. Und immer klappte der Wechsel nahtlos, mit maximal ein, zwei Stunden Unterbrechung. Bis gestern. Als Bestandskunde war man bei 1&1 schon immer der Arsch gewesen. Das gilt leider auch bei einer Umstellung auf den Doppel Flatrate Komplett Tarif mit 16000 kbit/s. Denn die Aufrüstung fängt damit an, daß sie Dir die funktionierende DSL-Leitung kappen, und so sitze ich jetzt 24 Stunden ohne DSL-Signal im Büro. Der Störungsstelle ist das egal, denn erst wenn ich länger als 48 Stunden offline bin, fangen sie an, sich darum zu kümmern. Hätte einem ja einer vorher sagen können, daß man für den neuen Vertrag mit zwei Tagen Arbeitsverbot abgestraft wird. Mindestens. Denn die mit dem Vertrag verbundene neue Hardware gibt es natürlich auch noch nicht. „Wegen des großen Erfolgs.“ So will ich mal hoffen, daß das 16000er auch mit meiner alten Konfiguraton funktioniert. Und mal sehen, wie viel Schadensersatz sich die 1&1-Buchhalter für die wiederholten, nicht angekündigten Leistungsausfälle entreißen lassen.

Sixt recycelt skandalöse Kinderbilder

Gut geklaut (oder gekauft?) ist noch nicht gut geworben. Vor zwei Jahren sorgte Jill Greenberg mit einer Bilderserie (Update: Galeriesite derzeit offline) weinender Kinder weltweit für Furore und Empörung, jetzt wirbt Jung von Matt mit einer schlecht fotografierten Kopie dieser Ausstellung für ihren Kunden Sixt und dessen BMW-Cabrios: „Papa, ich will mehr Taschengeld! Sparen kannst du mit Sixt.“ Der Text funktioniert nicht, die Bilder funktionieren nicht und zwischen Greenbergs sensationellen wie zwiespältigen Bildern und dem Sixt-Abklatsch liegen Welten.

Updates:
Jill Greenberg und John McCain.
2010: Under Water by Jill Greenberg.

Montag, 23. Juni 2008

1&1: 0 statt 16000 kbit/s

„Mit 1&1 haben sie sich für einen innovativen Anbieter mit überzeugenden Leistungen entschieden“, schwallt mich das Leitungsmanagement zu. Na ja, hier habe ich schon oft genug von gegenteiligen Erfahrungen berichtet, aber da ich mit anderen Anbietern noch Schlimmeres erlebt habe, nutzte ich die Gelegenheit, jetzt die Geschwindigkeit meines DSL-Anschlusses bei 1&1 von 6000 auf 16000 zu pushen. Heute sollte die Umstellung erfolgen, aber nebbich. Keine Spur von 16000, was noch zu verkraften wäre, aber die 6000 sind auch flöten gegangen, der DSL-Anschluß funktioniert seit heute mittag gar nicht mehr. Also wieder mit dem internen Modem übers Telefonnetz im Schneckentempo online. Wundert Euch also nicht, wenn ich seltener im Netz bin, weniger blogge und auf Mails nur mit Verzögerung reagiere.

Ja, gib's mir, Baby!

Blogs seien „schlampige, gehetzte, unreflektierte Aufmerksamkeitsfallen, geschrieben von selbstsüchtigen Menschen“. Die Macher der Zeitschrift „n+1“, Benjamin Kunkel, Keith Gessen, Mark Greif und Marco Roth, zitiert von Julia Encke in der gestrigen „F.A.S.“ anläßlich der Veröffentlichung einer Anthologie mit Artikeln der Zeitschrift bei Suhrkamp.