Sonntag, 24. Juni 2012

Wochenplan

Nintendo Post-E3 Tour / ganghofer68, Hackl Schorsch präsentiert seine Trachtenkollektion / Lodenfrey, Pressegespräch Veronika Kellndorfer / Pinakothek der Moderne, Podiumsdiskussion „Politik und Freiheit der Medien in Ungarn“ / BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Münchner Filmfest, Pressevorführungen „Spiderman“, „Zwei Tage New York“, „Strutter“ und „Là-Bas: A Criminal Education“

Donnerstag, 21. Juni 2012

Kuddelmuddel beim EM-Rubbel-Bingo der BILD

Fehler passieren. Interessanter ist der Umgang der Fehlbaren mit ihrer Unvollkommenheit. Selbst eine „Süddeutsche Zeitung“ pflegt einen eher erratischen Umgang mit ihrer Redaktionsstrategie, Fehler nachträglich richtigzustellen – oder eben nicht. Am anderen Ende der Henri-Skala, bei der „BILD“, gab es diese Woche eine faszinierende Kaltblütigkeit zu beobachten. Und ich rede dabei ausnahmsweise nicht vom traditionell frivolen Umgang der Redaktion mit der Wahrheit, sondern von den Untiefen ihres Euro-2012-Gewinnspiels.
EM-Rubbel-Bingo nennt sich die Volksbelustigung.
265.000 € werden da laut Spielschein verlost (pro Woche oder während der gesamten Spielzeit von vier Wochen?). „Auch heute geht es beim EM-Super-Rubbelbingo wieder um bis zu 20.000 Euro“, „beim EM-Super-Rubbelbingo können Sie heute wieder bis zu 20.000 Euro gewinnen“, heißt es täglich in der Zeitung. Diese unterschiedlichen Angaben werden sicherlich irgendwie rechnerisch zusammenpassen.
So oder so steht und fällt das Ganze mit den täglich veröffentlichten Glückszahlen. Montag bis Samstag immer neue. Jeden Montag eine neue Spielwoche. Im Prinzip. Diesen Montag, in der „BILD“ vom 18. Juni, als die dritte Spielwoche hätte anfangen sollen, hieß es nämlich plötzlich wieder: „Spiel 2, Tag 5“. Am Tag, drauf, Dienstag, den 19. Juni aber recht sprunghaft: „Spiel 3, Tag 2“.
Da „BILD“ die Glückszahlen nur in der Zeitung veröffentlicht und man am selben Tag bis 16 Uhr anrufen muß, um einen Gewinn geltend zu machen, stellen sich nun einige Fragen: Wurden am Montag die richtigen Zahlen der dritten Woche veröffentlicht, nur mit einer falschen Überschrift? Oder noch einmal die alten Zahlen vom Freitag wiederholt? Wie soll überhaupt ein Leser in dieser, dritten Spielwoche eine Chance auf einen Gewinn haben, wenn ihm die Zahlen vom ersten Spieltag fehlen? (Denn selbst wenn sie Montag die richtigen Zahlen unter einer falschen Überschrift veröffentlicht haben, dürfte sie kaum jemand ins richtige, dritte Spielfeld eingetragen haben. Und im nachhinein läßt sich kaum feststellen, welche Zahlen im zweiten Feld vom 18. Juni stammen? Und wer hebt schon die „BILD“ vom Vortag auf?)
Bislang hat der Axel Springer Verlag offenbar keine Notwendigkeit gesehen, den Leser in der Printausgabe oder online auf dieses Malheur hinzuweisen und die korrekten Gewinnzahlen abzudrucken.Aber der Verlag hat in dieser Jubiläumswoche wohl besseres zu tun, als die korrekte Abwicklung eines Glücksspiels zu gewährleisten.
Schließlich kann der Leser, so ihm sich die Frage überhaupt stellt, eine der angegebenen Servicenummern anrufen. Für 14 bis 42 Cent/pro Minute respektive 50 Cent pro Anruf. So kann man auch an Fehlern gut verdienen.
Oder in den Worten von Tanja Schlinck aus der PR-Abteilung des Hauses: „Am Montag, den 18.06., ist uns, bei Tag und Spiel, leider tatsächlich ein Fehler unterlaufen.
Am Montag handelte es sich um die Glückszahlen für Spiel 3 Tag 1. Wir haben diejenigen Leser, die sich diesbezüglich mit uns in Verbindung gesetzt haben, über diverse Kanäle (Mail, Redaktionsfestnetztelefon, Hotline tec) direkt aufgeklärt. Glücklicherweise kam es bis dato jedoch nicht zu Irrtümern. Falls sich aufgrund des Druckfehlers dennoch Leser melden und angeben, mit den am Montag veröffentlichen Glückszahlen gewonnen zu haben, werden wir sehr wahrscheinlich zu ihren Gunsten handeln.“

So wird aus einer Bringschuld eine Holschuld. Wie praktisch.

Dienstag, 19. Juni 2012

Agora (5): Radio-Nachrichten auf dem Prüfstand von Christoph Ebner

Im Rahmen der 9. Tutzinger Radiotage hat gestern Christoph Ebner, Redaktionsleiter des multimedialen Newsrooms beim Südwestrundfunk in Baden-Baden, sich über das Geschwurbel deutscher Hörfunknachrichten ausgelassen.

Hamburg. Die internationalen Mineralölkonzerne haben erneut an der Preisschraube gedreht. Preisfrage: Haben Sie eine Preisschraube an Ihrem Wagen? Ich bin Opel-Fahrer und daher Mitleid gewöhnt. Aber nicht mal Opel bietet Preisschrauben als Zubehör an.
Preisschrauben gibt es nur in der geschraubten Sprache schlecht formulierter Nachrichten. Die Nachricht heißt also besser: Sprit ist teurer geworden. Und die Spitzmarke Hamburg hilft uns auch nicht weiter.
Denn: Hand aufs Herz – wann haben Sie zuletzt in Hamburg getankt? – Hamburg als Spitzmarke? Eher Humbug.

Die Welt ist kompliziert. Keine Frage. Und mit Sätzen, mit Meldungen, mit Sendungen, die sich unwahrscheinlich kompetent-kompliziert anhören, machen wir sie noch schwieriger. Wer hingegen einfach formuliert, muss Mut haben und Mut zeigen. Denn er läuft Gefahr, dass ihm vorgeworfen wird, primitiv zu formulieren – vor allem von den eigenen Kolleginnen und Kollegen.
Und: Wir wollen Informationen richtig wiedergeben. Das macht es noch schwieriger, einfach zu formulieren.
Wer sich diesen Gefahren nicht aussetzen will, nimmt einfach einige Begriffe, die jeden Tag durchs Land geistern: Der Fiskalpakt, der Vertrag von Maastricht, die Schuldenbremse, der Vermittlungsausschuss, die Kommunalverfassung, die Fünf-Prozent-Hürde, das Quorum – beliebig ergänzbar.
Oder er lässt in einer Meldung Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut mit Dirk Meyer von der Helmut-Schmidt-Universität darüber streiten wie sinnig oder unsinnig Eurobonds sind. Dann weiß der Hörer eines: Dass er nichts weiß.

Dem Hörer kommen die Tränen. Nicht weil er am Radio verzweifelt. Weil er Zwiebel schneidet! Das ist eine keineswegs unübliche Beschäftigung beim Radiohören. Denn die Radiogemeinde versammelt sich nicht nach der Lektüre mehrere Tageszeitung zur weiteren Informationsaufnahme an den Geräten. Sie schneidet Zwiebeln, kocht Spaghetti, schaltet vom vierten in den fünften Gang, portioniert Tabletten für Herz-Patienten oder versucht mühevoll, die Zahn-Zwischenräume zu reinigen. Und in der Kulturmeldung höre ich zur selben Zeit, wie ein Herr Friedmann nach “hellbraunen Assoziationen” im neuen Werk von Thilo Sarrazin sucht. Und ich höre, wie die fünf Tore im Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga fallen. Eigentlich in 90 Minuten. In den Nachrichten aber in einem Satz. Jeweils ausgestattet mit Name, Vorname und geographischer Herkunft der glücklichen Torschützen.
In der Regionalmeldung höre ich, dass der Glan Hochwasser führt. Bisher wusste ich nicht,dass der Glan überhaupt Wasser führt, geschweige denn wohin.

Deshalb: Weniger voraussetzen, Meldung nicht mit Inhalten überfrachten, mehr erklären. Das geht nur sprachlich.

Ich werde gefragt: „Machen Sie nur Nachrichten?“ Antwort: „Wenn Sie ‘nur’ im Sinne von ‘ausschließlich’ verstehen? Ja.“ Radionachrichten, die ins Ohr gehen, machen Mühe. Denn sie setzen sich komplett von dem ab, was uns als Ausgangsmaterial vorliegt. Sprachlich nicht inhaltlich.

Samstag, 2. Juni 2012

Wochenplan

Twittwoch Spezial: Tatort Urheberrecht / iCamp, Fashion-Event Joana Danciu / La Baracca, Vernissage Karl Arnold / Staatliche Graphische Sammlung, Terrassenopening Heart Club, Rainer Werner Fassbinders „Welt am Draht“ / arte,  Symposium BILD gegen BILD / Haus der Kunst, ACTA-Demo, Pressevorführungen „The Raid“, „Fast verheiratet“, „Cosmopolis“, „Rock of Ages“ und „Hasta la vista“

Bild: Karl Arnold, Grauenvoller Selbstmord eines Münchners, 1923, Feder in Schwarz, Deckweiß, 214x267 mm, Staatliche Graphische Sammlung München, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Donnerstag, 31. Mai 2012

Geweihte Häßlichkeit

Ein belangloser moderner Zweckbau in Aschheim...
Der an der Eingangstür aber nicht auf die traditionelle Segensbitte verzichten will...


Sonntag, 20. Mai 2012

Ohne Titel (11)


Wochenplan

Selektion trägt – Modenschau von Alice Knackfuss und Simon Hannibal Fischer / Mandarin Oriental, Festival des gescheiterten Films / Rationaltheater, Vernissage Alex Katz / Galerie Klüser, Zwei Jahre Heart-Club, Ray's Guesthouse mit This is the Arrival, Django 3000, Emil Bulls und Tim McMillan / Freiheiz, Na, Du München: Konstantin Wecker & Sebastian Blomberg / Zur schönen Aussicht, Hof-Flohmärkte Maxvorstadt, Historische Sonderzugfahrt mit der Dampflok zu den Isarbrücken, Pressevorführungen „Men in Black 3“, „Snowwhite and the Huntsman“ und „Das Haus auf Korsika“

(Foto: Schröder + Schömbs)

Samstag, 19. Mai 2012

Noch schlimmer als die „BILD“:
„BILD“ + Leserreporter

Mit der örtlichen Nachrichtenlage und der Münchner Topographie haben ja auch andere Lokalredaktionen gelegentlich ihre Probleme. Etwa wenn die „Süddeutsche Zeitung“ Schwabing in der Gabelsberger Straße verortet.
Aber die Kollegen der „BILD“ halten wohl doch den Rekord an Ungenauigkeiten und Falschmeldungen. Und steigern das sogar noch, wenn die Inkompetenz vom Isartorplatz sich mit den Ergüssen eines Leser-Reporters  mischt.
Letzterem darf man aber nicht allzu böse sein, schließlich kommt er aus dem 112 Kilometer entfernten Gundelfingen.
„Polizei stoppt Rambo-Radler“ titelt das Boulevardblatt und fabuliert, Polizei und Ordnungsbeamte hätten „Radfahrer mitten in der Fußgängerzone in der Residenzstraße“ kontrolliert. Weiter zitiert die Redaktion ihren Leser-Reporter: „Eigentlich ist das Radfahren in der Fußgängerzone verboten (...}, aber die meisten fahren so vorsichtig, dass man ruhig einmal ein Auge zudrücken könnte.“
Nun liegt die Residenzstraße sicherlich nicht „mitten in der Fußgängerzone“, zudem ist sie laut Satzung der Landeshauptstadt für die Fußgängerbereiche in der Altstadt in dem von der „BILD“ präsentierten Abschnitt ausdrücklich für Radler zugänglich: „In der Residenzstraße zwischen Max-Joseph-Platz und Odeonsplatz ist auf der abgesenkten Fahrbahnfläche der Radfahrverkehr zugelassen.“
Die Radler dürfen dabei nur Schritttempo fahren und müssen auf die Fußgänger Rücksicht nehmen. Hier liegt auch in der Regel der Grund für Kontrollen.

Corps de ballet (3 bis): Yvette Chauviré

Yvette Chauviré, Paris 1942

Montag, 14. Mai 2012

@nicebastard hat das Granteln zu Twitter gebracht

„Welcher Twitterer sollte deiner Meinung nach unbedingt bei MunichLoves U mitmachen, warum?
 

@Nicebastard – weil niemand so viel unterwegs ist, dabei so respektlos, manchmal auch böse sein kann und doch (fast immer) lesenswert. Er hat das Granteln zu Twitter gebracht.“

Der @breisacher aka AZ-Sportchef Gunnar Jans

Donnerstag, 10. Mai 2012

HIStory: Vidal Sassoon

Als ich 1999 in Berlin eine neue, letztendlich nie erschienene Mädchen-Zeitschrift, „sista“, entwickelte, produzierte unser Redaktionsbüro für die erste Nullnummer zusammen mit Ralf Schewe von Vidal Sassoon eine Frisurenstrecke rund um den Bob. Der Beitrag enthielt auch einen kurzen Abriß über Vidal Sassoon selbst, der gestern in Los Angeles mit 84 verstarb. Der Text enthält keine Autorenzeile, dürfte aber von Esma Anemon Dil stammen:
Mit 14 begann der 1928 im Londoner East End geborene Vidal Sassoon seine Friseurlehre und ahnte nicht, daß er einmal die Welt der völlig verkünstelten Haarprachten auf den Kopf stellen würde – und zugleich die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär mit glamourösem Leben füllen.
1948 war Sassoon als Brite mit jüdischem Background zunächst im aktiven Militärdienst des neu gegründeten Staates Israel tätig. Diese Erfahrung prägte nach eigener Aussage sowohl seine Durchsetzungskraft als auch die Fähigkeit, an etwas völlig Neues zu glauben.
Sechs Jahre später eröffnete er seinen ersten eigenen Friseursalon und löste sich dort rasch von der bis dahin in der Fachwelt gültigen Maxime, Frauen zu Sklavinnen ihres anstrengenden Haarstylings zu machen. Stattdessen begriff er das Haar als organisches Material und verlegte den Schwerpunkt seiner Zunft vom Styling zur Perfektion der Schnitttechnik. Damit kreierte er das zeitlose Konzept des pflegeleichten Wash- & Wear-Lokks.
Die einflußreicher werdenden Strömungen der Gegenkultur – wie die Jugendbewegungen der fünfziger und sechziger Jahre sowie die wachsende Emanzipation der Frau – schufen den sozialen Nährboden für seine eher natürlichen, vom traditionellen Weibchenschema abweichenden Frisuren. 1963 erfand er für eine Modenschau von Mary Quant den klassischen Bob noch einmal neu. Kurz darauf etablierte sich Vidal Sassoon mit seinem legendären Fünf-Punkt-Schnitt endgültig als Revolutionär der Frisuren.
1965 – bei der Eröffnung seines ersten Salons in New York – erregte diese neue Philosophie zwar Aufsehen, wurde aber zunächst von den Bürokraten der Handwerkskammer mißbilligt und von der „Big Hair“ tragenden Durchschnittsamerikanerin ignoriert.
Die Welt der Mode und des Entertainments hingegen war von seinen unkomplizierten Hairdos begeistert, weshalb er schnell als „Chanel der Frisuren“ zum Shooting-Star der Szene avancierte. Für den Polanski-Film „Rosemary's Baby“ schnitt er Mia Farrow in einer Art Happening vor laufender Kamera das Haar, was seinen Kultstatus als Künstler und Intellektueller noch weiter verstärkte.
Seit Mitte der achtziger Jahre hat sich Vidal Sassoon aus der Geschäftsleitung seines Unternehmens zurückgezogen und repräsentiert nurmehr die weltweit 25 Salons, Akademien und Produktlinien.

Sonntag, 6. Mai 2012

Wochenplan

Showcase Maria Levin / Sony Music, Puma ft. Mario Gomez / Restaurant am Chinesischen Turm,  Oliver Polak / Volkstheater, Seehofers Facebook-Party / P1, The Whitest Boy Alive / Alte Kongreßhalle, Isarnetz-Rathausempfang, Mediengespräch: „Wie Social Media die Politik verändern“ mit Manuel Fernandez, Axel Maireder und Sebastian Reichel / BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Vernissage Max Lanzl & Johanna Kunze: „seinBar unDahinter“ mit
 Liveperformance I.E.ORG.I.E.N. / Gartenhaus der Akademie der Bildenden Künste, Pressegespräch „Nimm Platz“ / Neue Sammlung, Symposium „Sicherheit und Vertrauen im Internet“ / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Schwabinger Hof-Flohmärkte, Burlesque-Night mit Stormy Heather, La Queen und Nick Naughty  / Stuck-Villa, Boundcon / Zenith,  Pressevorführungen „Dark Shadows“, „Wie zwischen Himmel und Erde“, „Dein Weg“, „Act of Valor“ und „Der Diktator“

Montag, 30. April 2012

Wochenplan

Frühlingsfest, Jeff Dunham / Tempodrom, re:publica 2012 / Station Berlin, Buchpräsentation „Fotos für die Pressefreiheit“ mit Jasmin Tabatabai, Michael Christopher Brown und Gemma Pörzgen / Dussmann, Vernissage „Designer for tomorrow“ mit Marc Jacobs / Peek & Cloppenburg, IA Cocktail / Department, Bayerischer Fernsehpreis / Prinzregententheater

(Illustration aus dem Bildband  „Fotos für die Pressefreiheit“ von Reporter ohne Grenzen: „Ai Weiwei als erzürnte buddhistische Gottheit. Der Künstler Tin-Kin Hung übersetzt die Geheimcodes in Bilder, mit denen chinesische Blogger die Zensur umgehen.“)

Sonntag, 29. April 2012

Die Frankfurter Allgemeine und das Bällebad

„Was im Bällebad passiert, bleibt im Bällebad“, twitterte gestern noch Marina Weisband vom  Bundesparteitag der Piratenpartei in Neumünster. Melanie Mühl und Stefan Schulz hielten sich nicht daran, als sie sich für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter die Freibeuter wagten, und berichteten im heutigen Feuilleton:
„Man stolpert durch ein Bällebad in den Saal.“
Diese investigative Erkenntnis mußte ich natürlich umgehend überprüfen. Ein Bällebad! Wo, verdammt noch mal, ist dieses Bällebad. Schließlich wollte ich auch so in den Saal stolpern.

Sonntag, 22. April 2012

Feine erste Sätze (8)

„Das wichtigste Ziel der Gema (wie die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte mit ihrem Kosenamen heißt) ist die Abschaffung der Musik - das weiß jeder, der mal in einer Schülerband beim Mittelstufenball ein paar Rolling-Stones-Hits nachspielen wollte, jeder, der einen kleinen Studentenfilm mit Saxophonklängen von Ben Webster untermalen, jeder, der zu einer Aufführung im Kellertheater ein paar Takte aus dem Trauermarsch der siebten Symphonie abspielen wollte.“
Claudius Seidl heute in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“

Sonntag, 15. April 2012

Wochenplan

4sqDay / Mehlfeld's, „BILD.MACHT.POLITIK“ / ARD, Timm Klotzek / Presseclub, Vernissage Georg Herold / Museum Brandhorst, DOK.fest Pressekonferenz / Filmmuseum, Symposium „Anonymität. Recht – Technik – Menschenbild“ mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Anke Domscheit-Berg, Christian Stöcker u.a. / Universität Passau, Buchpräsentation von Oliver Pötzschs „Der Hexer und die Henkerstochter“ / Hofbräuhaus (abgesagt), stARTcamp München, DRK-Flohmarkt / Theresienwiese, Oliver Pocher / Circus Krone, Pressevorführungen „Bel Ami“, „The Lucky One“, „The Avengers“ und „Cinema Jenin“

Samstag, 14. April 2012

Es tanzt, es singt, es ist...Michael Graeter

Die Maß drei Euro. Munich's cheapest beer? So erreicht Subventionstheater einmal im Monat auch die bildungsfernen Schichten, gerade hier unweit des Hofbräuhauses und Kilians Irish Pubs. Sebastian Blomberg hatte wieder zu „Na, du München!“, der Late Night Show „zwischen Katharsis und Chaos“ ins Café zur schönen Aussicht geladen, der Beletage des Residenztheaters. Nachdem ich letzten Monat, als Charles Schuhmann zu Besuch war, am Zerberus scheiterte, probierte ich es gestern erneut. Diesmal war Michael Graeter eingeladen (oben nicht im Bild), laut Blomberg der „Derwisch des Münchner Hosentürls“.
Der fortwährende Gschiss um die streng limitierten Eintrittskarten, die an wenige Auserwählte vorab und an Otto Normalverbraucher erst recht kurzfristig vor Veranstaltungsbeginn kostenlos verteilt werden, mag als Supervisionsmaßnahme für die Kartenabreißer Sinn machen. Hier dürfen sie endlich mal nach Gutdünken Karten austeilen, statt sie nur zu entwerten, was zu ausgesprochen valentinesken Szenen führt. Als sich die Türen schließlich zur Veranstaltung öffnen, kontrolliert aber niemand mehr, wer ein Billet hat und wer nicht. Der Eintritt war eh umsonst.
Es war auch sonst wie Free TV. Ein bißchen Stefan Raab, ein wenig ZDFneo und auch ein Hauch „Let's dance“. An einem Freitag abend kann man in München deutlich schlimmer geneppt werden.





Sonntag, 25. März 2012

Wochenplan

After-Work-Cocktail @ Make01-Lounge, Autoren lesen und legen auf: Tino Hanekamp / Bob Beaman, Buchpremiere von Armin Kratzerts „Beckenbauer taucht nicht auf“ / Aurora-Bar, Presse Get-together B&B, Münchner Medien-Gespräch / BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Vernissagen „Marcel Duchamp in München 1912“ / Kunstbau und „Frauen – Pablo Picasso, Max Beckmann und Willem de Kooning“ / Pinakothek der Moderne, SoKo / Ampère, Pressevorführungen „50:50“, „The Grey“, „Zorn der Titanen“, „Lachsfischen im Jemen“ und „The Lady“

Max Beckmann, Liegender Akt, 1929, Öl auf Leinwand, 83,4 x 119 cm, Chicago, The Art Institute of Chicago, Joseph Winterbotham Collection, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Samstag, 24. März 2012

Das Gespenst der Aussicht

Mit Sebastian Blomberg und mir nimmt es wohl keine gute Wendung mehr. Nicht, daß uns irgendetwas direkt verbände. Das ist eher ein Verhältnis über Bande.
Vor zehn Jahren interviewte ich Maria Schrader zum Thema Liebesleben. Aufhänger war die pikante Konstellation, daß sie unter der Regie von Dani Levy, ihrem Ex, „Väter“ gedreht hatte. An ihrer Seite der neue Freund, Sebastian Blomberg, in der männlichen Hauptrolle. Ex inszeniert Verflossene mit ihrem neuen Stecher? Das Gespräch war großartig, der Artikel schnell in Form gebracht. Die Freigabe ließ auf sich warten. Lange. Bis einen Tag vor Imprimatur der „Cosmopolitan“. Kein Wunder, schließlich stand die Premiere von Dieter Wedels „Nibelungen“ in Worms an, Schrader probte ständig ihre Kriemhild. Dann kam kurz vor Druckschluß das Nein. Sie strich mir nicht einzelne Sätze oder ganze Antworten, sie kassierte das vollständige Interview. Und schrieb mir über Nacht als Ersatz immerhin ein komplett neues, inklusive der Fragen. Von der pikanten Dreieckssituation war natürlich nicht mehr die Rede.
Inzwischen hat es Blomberg ans Münchner Residenztheater verschlagen, wo er nicht nur das Bühnenensemble verstärkt, sondern auch einmal monatlich in der Beletage, der Bar zur schönen Aussicht, zu einer Art Salon bittet. In seinem „SZ“-Interview zu der Veranstaltungsreihe wehte ein Hauch von „Was tun, wenn's brennt?“:
„Wenn du hier ankommst und am Vormittag zur Probe gehst und dann den ersten gepimpten Tanten begegnest, die ihre 4000-Euro-Einkäufe aus dem Laden schleppen, ist das für jemanden, der aus Berlin-Neukölln kommt, surreal.“
„Na, du München!“ heißt die Veranstaltungsreihe, und gestern war Charles Schuhmann zu Gast. Es hätte so schön werden können.
Verwirrenderweise dachte Charles Anfang der Woche noch, Martin Kušej wäre sein Gesprächspartner. Der Name Blomberg war ihm kein Begriff, ein schnell gegoogeltes Foto weckte auch keine Erinnerung, aber okay, Charles trug in dem Augenblick auch nicht seine Lesebrille.
„Als ich zum ersten Mal mit Schumann persönlich gesprochen habe - was heißt persönlich, vermutlich so persönlich, wie Hundertschaften von Münchnern mit ihm persönlich“, räumt Blomberg gegenüber der „SZ“ ein. Kein Problem, etwas Distanz kann durchaus gesprächsfördernd sein. Schließlich träumt Blomberg in der „Süddeutschen Zeitung“ von Spinnern, Idioten, Philosophen am Resi, die die Tür aufreißen, das Staatsschauspiel zu einem Ort öffentlicher Auseinandersetzung machen und vielleicht noch eine Suppenküche für Hartzer auf dem Marstallplatz installieren.
Gestern abend war es auf dem Max-Joseph-Platz, vor dem Resi eher ruhig. Wie es halt so ist, wenn die Boutiquen zu haben und auch sonst gerade keine Abonnenten dem Kulturgenuß frönen. Statt den von mir heillos optimistisch erwarteteten rauchenden Köpfen, sich in jeder freien Ecke niederlassenden Szeneleuten und den üblichen subkulturellen Säufernasen doch nur gähnende Leere in den Theaterfluchten. Ein paar gepimpte Tanten im Foyer. Die Bar verschlossen. Einlaß erst in fünf Minuten. Subventionstheater bis an den Tresen.
Am Morgen hatte ich sicherheitshalber online überprüft, ob für die Veranstaltung Eintrittskarten nötig und gegebenenfalls noch erhältlich wären. Der Gesprächsabend war nicht vermerkt. „Rechtzeitig Plätze sichern“ heißt es auf der Facebook-Seite, nicht: Karten sichern. Deswegen war ich immerhin eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn da.
„Sie haben eine Eintrittskarte?“, fragte mich der Zerberus. „Nein.“ „Sie brauchen aber eine.“ „Wo bekommt man die?“ „Bei mir. Aber der Abend ist ausverkauft.“
Die Auseinandersetzungen, von denen Blomberg träumt, sind doch nur die Ortstypischen: In ist, wer drin ist. Eine Frage des Geldes (oder falls es die ominösen Tickets kostenlos geben sollte, des Managements) oder der Gästeliste. München eben.
Es hätte so schön werden können. Oder auch nicht. Montag werden mir die üblichen Verdächtigen der Münchner Tagespresse verraten, was ich verpaßt habe. Im Feuilleton. Oder vielleicht doch eher auf den bunten Seiten.
Update: Der Abend vom 13. April mit Michael Graeter.

Samstag, 17. März 2012

Wochenplan

Pressetage Palmers und Wolford, Pressedinner Kärnten / Isargold, Frühlingsfest, Buchpräsentation von Marc Deckerts „Die Kometenjäger“ / Café Muffathalle, ndF: after work 2012, Florence + the Machine / Tonhalle, Charles Schuhmann zu Gast bei Sebastian Blomberg / Bar zur schönen Aussicht, Landesparteitag der Piraten Bayern / Straubing